1.
[Forts. v. S. 223 ] Mein Gebein zittert voll Furcht, meine Seele bebt und staunt, wenn ich mich daran erinnere, daß ich dem furchtbaren, großen Sakramente nahe. Zwischen zwei (Gefühlen) schwankt mein Geist beständig hin und her. So gerne möchte ich mich dem ersehnten Sakramente nahen, aber meine Unwürdigkeit hält mich davon ferne. Sich aber trennen und ferne davon halten ist der Tod der Seele. Denn es gibt gar viele, die teils sündhaft sich nahen, teils auf ungerechte Weise ferne bleiben. Beide sind Kinder Satans. Der eine kennt nicht die Kraft des furchtbaren Sakramentes, sondern naht ihm nach überkommener Gewohnheit mit Zwiespalt im Gewissen, nicht zum Heile, sondern zum Gerichte, nicht zur Vergebung der Sünden, sondern zur Vermehrung der Sündhaftigkeit. Der andere schätzt es gering wie etwas Minderwertiges und bleibt ferne, da er es nicht für notwendig hält, denn er verkennt ganz die Kraft und die Gnade des großen Sakramentes oder er glaubt zur Hochschätzung des Sakramentes, ihm nicht häufig zu nahen. Darin liegt aber keine Hochschätzung, sondern es zeugt von Torheit und Lauigkeit, vom Leben ferne zu bleiben und nach Finsternis und Tod sich zu sehnen. Das sagt der Herr selbst: „Ich bin das Brot des Lebens; wer von diesem Brote ißt, wird ewig leben; das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt1.“
Joh. 6, 50 ff. ↩
