4.
Hast du nun aber mit der Gnade Gottes einen Lehrer guter Werke gefunden — du wirst ihn aber jedenfalls finden, wenn du ihn suchst —, so hüte dich, Etwas wider seine Ansicht zu thun. Denn Alles, was du ohne ihn thust, ist Diebstahl und Tempelraub, zum Tode führend, nicht zum Nutzen, auch wenn es dir gut zu sein scheint. Denn ist es gut, warum geschieht es heimlich und nicht öffentlich? Frage deinen Verstand, der dich arglistig zum Stehlen verführt; denn dadurch, daß er sich von dem Guten, das er gehört hat, entfernt, veranlaßt er dich zu bösen Handlungen. Denke nicht daran, die Zauberformeln der von wilden Thieren Gebissenen verbessern zu wollen, wenn du die Bezauberungskunst nicht verstehst; sonst möchtest du die Schlangen herbeiziehen und, wenn du von ihnen umwunden dich ihrer nicht entledigen kannst, unbarmherzig getödtet werden. Verlaß dich nicht auf den Adel des Fleisches, noch S. 22 suche Ehre: „denn der fleischliche Mensch faßt nicht, was des Geistes ist.“ 1 Suche Nichts von dem, was mit der Wahrheit in engem Zusammenhange steht, zu verdrehen, auch nicht durch deine Weichlichkeit die Kämpfenden in Versuchung zu führen, dir selbst aber eine Sündenlast aufzuladen, nicht durch ein weicheres Lager, nicht durch Kleider oder Schuhe oder einen andern Anzug, oder durch Verschiedenheit der Speisen, oder einen Tisch, wie er für die Zeit deiner Entsagung nicht gestattet ist, nicht durch Stehen oder Sitzen, nicht durch leichtere und reinlichere Handarbeit. Denn alle diese Dinge werden nicht allein, wenn du sie hast, sondern auch wenn du sie suchst, kein gutes Ende haben. Denn erkennst du darin nicht sofort eine Nachstellung des Teufels und entfernst sie aus deinem Herzen, so werden sie dich zum Abfall von dem Wandel in Christus veranlassen. Im Gegentheile stelle dir vor, du seiest der niedrigste und sündhafteste von allen Menschen, ein Fremdling, ein Bettler und nur aus Barmherzigkeit von denen aufgenommen, welche vor dir der Welt entsagt haben, beeile dich also der Allerletzte und der Diener Aller zu sein. Denn Dieses wird dir wahre Ehre und wahren Ruhm bringen, nicht Jenes. Halte deine Ohren offen zum Hören und deine Hände bereit das Gehörte auszuführen, deinen Mund im Schweigen, dein Herz in Umsicht. Achte nicht auf müßiges Gerede, sei aber klug und verständig bei Anhörung der heilsamen Lehren der göttlichen Schriften. Die Anhörung weltlicher Erzählungen sei dir eine bittere Kost, Honigseim dagegen seien dir die Vorträge heiliger Männer. Bemühe dich Jene nachzuahmen, die sich vor dir in den guten Sitten geübt haben, und warte nicht, bis du in jedem Einzelnen unterrichtet wirst. Ringe zu den höheren Tugenden zu gelangen, laß aber auch die geringeren nicht ausser Acht. Halte keinen Fehltritt für gering, selbst wenn kein Ärgerniß dadurch gegeben wird, sondern beeile dich, ihn durch Buße wieder gut S. 23 zu machen, mögen auch noch so Viele kleine und größere Fehltritte machen und unbußfertig bleiben. Wirf dich nicht zum Richter über fremde Fehler auf; denn sie haben einend gerechten Richter, "der Jedem nach seinen Werken vergelten wird.“ 2 Bleib du Herr des Deinigen und mache, so viel du kannst, deine Last leicht. Denn wer seine Last schwer macht, muß sie auch tragen. Buße ist Heil, Verkennung der Buße Tod.
