24. Cap. Fortsetzung.
Diese Zeiten lerne nun mit den Thessalonichern kennen. Wir lesen nämlich: „Wie Ihr umgekehrt seid von den Götzen zum Dienste des wahren und lebendigen Gottes und zur Erwartung seines Sohnes Jesus, den er von den Toten auferweckt hat, vom Himmel her.“1 Und wiederum: „Wer ist unsere Hoffnung, unser Trost und unsere Freudenkrone, wenn nicht Ihr sie seid vor dem Herrn, unserem Gott, Jesus Christus, am Tage seiner Ankunft!“2 Ebenso: „Vor Gott und unserem Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi mit allen seinen Heiligen!“3 Dass über ihr Entschlafen nicht so sehr zu trauern sei, lehrt er zugleich mit dem Zeitpunkt der Auferstehung in den Worten: „Wenn wir geglaubt S. 451 haben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, welche entschlafen sind, durch Jesus herbeiführen mit ihm selbst. Denn dies sagen wir Euch in den Worten des Herrn: dass wir, die wir leben, und die wir auch zurückbleiben für die Wiederkunft unseres Herrn, denen, die entschlafen sind, nicht zuvorkommen werden. Weil der Herr selbst in seinem Befehl, in der Stimme des Erzengels und in der Posaune Gottes herabsteigen wird vom Himmel und die in Christus Gestorbenen zuerst auferstehen werden. Dann werden wir, die wir noch leben, zugleich mit ihnen in die Wolken emporgehoben werden, Christus entgegen in die Luft, und so werden wir immerdar bei dem Herrn sein.“4 Wo hat man sonst schon die Stimme eines Erzengels oder eine Posaune Gottes gehört, als nur in den Kammern der Häretiker? Denn wenn auch das Wort des Evangeliums, welches sie allerdings schon gerufen haben dürfte, eine Posaune Gottes genannt werden kann, so würden sie entweder dem Körper nach schon gestorben sein, um auferstehen zu können — wie kommt es dann aber, dass sie noch leben? — oder sie würden in die Wolken entrückt sein müssen — aber sie sind ja noch hier? Jedenfalls wären sie nach dem Ausspruche des Apostels als „die beklagenswertesten Menschen“,5 die nur auf dieses Leben ihre Hoffnung setzen, auszuschliessen, indem sie das, was für das künftige Leben verheissen ist, für das gegenwärtige vorweg nehmen, in betreff der Wahrheit in nicht geringerem Grade getäuscht, als Phygelus und Hermogenes.
Daher fügt in Voraussicht solcher Gesinnungen in eben dem Briefe an die Thessalonicher die Majestät des hl. Geistes noch bei: „Über die Zeiten und Zeiträume aber, Ihr Brüder, ist nicht nötig, Euch zu schreiben. Denn Ihr selbst wisst aufs genaueste, dass der Tag des Herrn kommen wird, wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Friede, und alles sicher ist, dann wird ihnen der Untergang plötzlich bevorstehen.“6 Im zweiten Briefe an sie aber schreibt er mit noch grösserer Bekümmernis: „Ich beschwöre Euch aber, Ihr Brüder, bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi und unserer Vereinigung mit ihm, dass Ihr Euch nicht leicht im Geiste beunruhigen und verwirrt machen lasset, weder durch einen Geist noch durch eine Rede — nämlich der Pseudopropheten — noch durch einen Brief — nämlich von Pseudo-Aposteln — als wäre er von uns, der Tag des Herrn stände bevor. Möge Euch niemand auf irgend eine Weise verführen. Denn erst muss der Abfall kommen — nämlich von diesem Reiche — und der Mensch der Sünde — d. i. der Antichrist — sich enthüllen, der Sohn des Verderbens, der kämpfen und sich erheben wird gegen alles, was Gott oder Religion genannt wird, damit er sitze im Tempel Gottes, vorgebend, er sei Gott. Seid Ihr nicht mehr S. 452 dessen eingedenk, dass ich Euch dieses sagte, als ich bei Euch war? Und was ihn nun zurückhält, damit er offenbar werde zu seiner Zeit, das wisst Ihr. Denn schon geht das Geheimnis der Gottlosigkeit vor sich, nur dass der Zurückhaltende ihn noch zurückhält, bis er den Platz räumen wird.“ — Wer denn? Kein anderer als der römische Staat, dessen Untergang und Verteilung unter zehn Könige der Antichrist herbeiführen wird. „Und dann wird der Mensch der Sünde enthüllt werden, den der Herr Jesus töten wird mit dem Hauche seines Mundes und zunichte machen mit dem Glanze seiner Ankunft, ihn, der kommt in der Wirksamkeit des Satans, in aller Macht und in den Zeichen und Wundern der Lüge und mit jeglicher Verführung der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen.“7
