5.
1. Aber ich weiß, woher die schön klingende Bezeichnung der Mahlzeiten gekommen ist, „von den Gurgeln und auch von der Tollheit, die stets nach Gelagen herumschweift“, 1 S. a13 wie der Lustspieldichter sagt. Denn in der Tat: „Für viele ist das meiste nur zum Essen da.“ 2 Denn sie haben wohl nicht erkannt, daß Gott für sein Geschöpf, nämlich für den Menschen, Speisen und Getränke zubereitet hat, damit es am Leben erhalten wird, nicht damit es Genüsse habe. 3
2. Denn der Körper ist auch nicht so beschaffen, daß er von dem übertriebenen Aufwand bei den Speisen einen Vorteil hätte; ganz im Gegenteil: Diejenigen, die die einfachsten Speisen verwenden, sind stärker und gesünder und von besserer Gestalt, wie das der Fall ist bei den Dienern im Vergleich zu den Herrn und bei den Landarbeitern im Vergleich zu den Besitzern; und sie sind nicht nur kräftiger, 4 sondern auch verständiger, wie das der Fall ist bei den Philosophen im Vergleich zu den Reichen; 5 denn sie verschütten den Verstand nicht durch die Speisen und verführen ihn nicht durch Genüsse. 6
3. Die Liebe aber ist in der Tat eine himmlische Speise, ein Gastmahl des Logos: „sie erträgt alles, sie duldet alles, sie hofft alles, die Liebe stürzt nie.“7 „Selig ist, wer das Brot in dem Königreich Gottes essen wird!“ 8
4. Der schlimmste Sturz unter allen ist aber, wenn die nie stürzende Liebe vom Himmel herab auf die Erde zu den Suppenbrühen gestürzt wird. Und da glaubst du, daß ich das für eine Mahlzeit halte, was doch vernichtet wird? 9 „Denn wenn ich“, so heißt es, „das, was mir gehört, verteile, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts.“10
CAF III p. 545 Adesp. 782. ↩
CAF III p. 490 Adesp. 432. ↩
Vgl. Muson. rell. p. 103, 1-3. ↩
Vgl. Muson. rell. p. 104, 4-9. ↩
Zu diesem bei Musonius nicht vorhandenen Satzteil vgl. K. Praechter, Berl. philol. Woch. 16 (1896) Sp. 904 Anm. 2. ↩
Vgl. CAF III p. 444 Adesp. 184. ↩
1 Kor. 13, 7 f. ↩
Luk. 14, 15. ↩
Vgl. 2 Kor. 3, 11; 1 Kor. 6, 13. ↩
1 Kor. 13, 3. 2. ↩
