15.
1.1 Mit der Üppigkeit ist es aber so weit gekommen, daß nicht nur das weibliche Geschlecht an diesem eitlen S. a149 Treiben krankt, sondern auch die Männer sich mit dieser Krankheit abgeben. Denn wenn sie sich von der Putzsucht nicht reinhalten, sind sie nicht gesund; und wenn sie zur Weichlichkeit hinneigen, wird ihr Wesen weibisch; sie lassen sich die Haare nach der Art der Unfreien und Dirnen schneiden, „Mit herrlich glänzenden Gewändern ausstaffiert Und Harz vom Mastix kauend, duftend nach Parfüm.“2
2. Was würde wohl jemand sagen, wenn er diese Leute sieht? Ohne Mühe würde er wie einer, der aus den Stirnen weissagt,3 aus ihrer Erscheinung darauf schließen, daß sie Ehebrecher und Weichlinge sind, der Liebe in beiden Formen ergeben, die Haare hassend und haarlos, die Zierde des Mannes verabscheuend und gleich den Weibern auf kunstvolle Haartracht bedacht. Und „in gottlosen Wagnissen lebend, vollführen“ die verschlagenen Leute „frevelhafte und schlimme Werke“,4 wie die Sibylle sagt.
3.5 Ihretwegen sind ja die Städte voll von Leuten, die diese weibischen Menschen mit Pech bestreichen, sie rasieren und ihnen die Haare ausrupfen. Überall sind (Barbier-) Läden eingerichtet und stehen offen; und die Leute, die dieses unanständige und unsittliche Handwerk ausüben, verdienen sich damit offenkundig viel Geld.
4. Ihnen halten sie in jeder Weise still, wenn sie sie mit Pech einschmieren und ihnen die Haare ausziehen; und dabei schämen sie sich nicht vor denen, die zusehen oder vorübergehen, aber auch nicht vor sich selbst, im Bewußtsein, daß sie Männer sind. Denn die Leute, die auf die gemeinsten Lüste ausgehen, sind von der Art, daß sie den ganzen Körper durch das gewaltsame Ziehen mit dem (aufgestrichenen) Pech völlig enthaart haben.
Von den folgenden Sätzen des Clemens war die Rede in einem Mönchsgespräch, das unter Kaiser Zenon (471—491) stattfand; vgl. Suidas s. v. Λεόντιος μοναχός . ↩
Vgl. CAF ΙΙΙ p. 470 f. Adesp. 338; PLG 4. Aufl. II p. 459. ↩
Zu dieser Art von Weissagung (Metoposkopie) vgl. Plin. Nat. hist. 35, 88; Suet. Tit. 2. ↩
Orac. Sibyll. 4, 154 f. ↩
Zum Folgenden vgl. Theopompos Fr. 222 FHG I p. 315 bei Athen. XII p. 518 A. ↩
