16.
S. a150 1. Es macht mir aber durchaus keine Umstände, noch über eine derartige Schamlosigkeit hinaus weiterzugehen; denn wenn von ihnen nichts ungetan bleibt, so bleibt von mir auch nichts ungesagt. Einem von diesen gemeinen Menschen hat Diogenes, als er selbst als Sklave verkauft wurde, mit einem scharfen Wort eine gute Lehre gegeben, indem er ganz unerschrocken zu ihm sagte: „Komm her, Bürschchen, und kauf dir einen Mann!“, indem er durch diese mehrdeutige Rede dem Angeredeten sein unanständiges Wesen vorhielt.1
2. Denn wie sollte es nicht etwas Gemeines sein, wenn sich Männer scheren und die Haut glatt machen lassen? Die Haare aber irgendwie zu färben und graue Haare mit Salben zu behandeln und ihnen eine blonde Farbe zu geben, das ist das Tun von weibischen und von Grund aus verdorbenen Menschen,2 und man muß es unterlassen ebenso wie das weibische Kämmen der Haare.
3. Sie glauben nämlich, sie könnten, wie die Schlange ihre alte Haut von sich abstreift,3 so das Alter ihres Kopfes von sich abstreifen, indem sie sich umfärben und wieder jung machen. Wenn sie auch die Haare fälschen, so werden sie doch den Runzeln nicht entfliehen, so werden sie doch dem Tode nicht entrinnen, indem sie die Zeit verfälschen. Denn es ist nicht schlimm, es ist wirklich nicht schlimm, wie ein Greis auszusehen, wenn man es nicht verbergen kann, daß man ein Greis ist.
4. Je mehr der Mensch dem Lebensende zueilt, desto ehrwürdiger ist er ja in der Tat, da ihn nur Gott an Alter und Würde übertrifft, da auch dieser ein Greis ist von Ewigkeit her, er, der älter ist als die Welt. „Alt von Tagen“ hat ihn die Weissagung genannt, „und das Haar seines Hauptes ist wie reine Wolle“,4 sagt der Prophet. „Und kein anderer“, S. a151 sagt der Herr, „kann ein Haar weiß oder schwarz machen.“5
