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1. Man darf also auf keinen Fall gegen Gottes Absicht das Haar, das nach seinem Willen mitgezählt ist, herausreißen. „Es müßte denn etwa sein“, sagt der Apostel, „daß ihr an euch selbst nicht erkennt, daß Christus Jesus in euch ist“;1 wenn wir nämlich wüßten, daß er in uns wohnt, so kann ich mir nicht denken, wie wir gewagt hätten, ihn schimpflich zu verletzen.
2. Ist es aber nicht der Gipfel der Schamlosigkeit, sich mit Pech einschmieren zu lassen? Ich scheue mich fast, auch nur davon zu reden, wie unanständig es dabei zugeht. Man dreht sich um und bückt sich und entblößt ganz S. a154 deutlich die geheim zu haltenden Körperteile und gibt ihren Anblick leichtfertig preis und streckt den Leib vor und schämt sich nicht über die schamlosen Stellungen; und das tut man ohne Scham mitten unter den jungen Leuten und mitten auf dem Ringplatz, wo sich die Leistungen der Männer zeigen sollen,2 und gibt sich hier diesem widernatürlichen Treiben hin. Wer aber in der Öffentlichkeit solche Dinge vornimmt, der dürfte sich zu Hause wohl vor niemand schämen.
3. Ihr schamloses Benehmen in der Öffentlichkeit beweist ja, daß sie sich im Verborgenen den Ausschweifungen ohne jede Hemmung hingeben. Denn wer bei hellem Tageslicht die Männlichkeit verleugnet, der erweist sich ohne jeden Zweifel bei Nacht als Weib.
4. „Es soll aber“ so sagt der Logos durch Moses, „keine von den Töchtern Israel eine Dirne sein, und von den Söhnen Israel soll keiner ein Hurer sein.“3 Aber das Pech ist nützlich, sagt man. Aber es bringt in einen schlechten Ruf, sage ich. Kein Verständiger würde es aber, so lange er nicht krank ist, wünschen, daß er als Hurer erscheine; und niemand wird sich gern Mühe geben, das schöne Abbild in einen schlechten Ruf zu bringen
5. Denn wenn nach den Worten des seligen Apostels „Gott die nach seinem Ratschluß Berufenen, die er zuvor erkannt hat, dazu bestimmte, gleichgestaltet mit dem Bilde seines Sohnes zu sein, auf daß er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei“,4 wie sind sie da nicht gottlos, wenn sie den Körper, der mit dem Herrn gleicher Gestalt ist, schmählich entstellen?
6. Wenn aber ein Mann schön sein will, so muß er das Schönste im Menschen, die Gesinnung, fein zurichten und dafür sorgen, daß sie von Tag zu Tag trefflicher wird. Man soll aber nicht die Haare ausreißen, sondern die Begierden.
