3.
Der Apostel sagt: „Solange [der Mensch] unmündig und klein ist, steht er unter Vormündern und Verwaltern“1, den bösen Geistern. Diese Geister wollen den Unmündigen nicht wachsen lassen, damit er, „zum reifen Manne geworden“2, sich um „die häuslichen Pflichten“3 ja nicht kümmere und seiner Herrschaft Geltung verschaffe. Der Geist soll immerdar Gott im Gedächtnis haben. Denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen S. 308 Herzen“4, so daß er nicht bloß beim Gang ins Bethaus den Herrn liebt, sondern auch in seinem Wandel, in seinem Verkehr, beim Essen soll er das Andenken an Gott, die Liebe und Zuneigung zu ihm bewahren. Es heißt ja; „Wo dein Sinn ist, da ist auch dein Schatz“5. Denn woran eines Menschen Herz gefesselt ist und wohin ihn sein Verlangen zieht, das ist sein Gott. Verlangt sein Herz stets nach Gott, so ist er der Herr seines Herzens. Hat aber auch jemand Abschied genommen [von der Welt], ist er besitz- und vaterlandslos geworden und liegt er dem Fasten ob, so ist er doch noch an seine eigene Person, an die Weltdinge, an seine Familie oder von Elternliebe gefesselt. Woran nun sein Herz gefesselt ist und sein Sinn hängt, das ist sein Gott. Es zeigt sich, daß er zwar durch die breite Türe aus der Welt herausgegangen ist, aber durch die Nebentüre6 wieder in die Welt hineingeht und gerät. Reiser, ins Feuer geworfen, können des Feuers Macht nicht widerstehen, sondern verbrennen sogleich. So werden auch die Dämonen, die den Menschen bekriegen wollen, der des Geistes gewürdigt worden, von der göttlichen Feuerkraft verbrannt und verzehrt, wenn nur der Mensch stets dem Herrn anhängt und sein Vertrauen und seine Hoffnung auf ihn setzt. Und wären auch die Dämonen stark wie mächtige Berge, sie werden doch vom Gebete verzehrt wie das Wachs vom Feuer. Der Seele steht indessen ein gewaltiger Kampf und Krieg mit ihnen bevor. Denn da sind Ströme voll Drachen und Löwenrachen. Da ist ein Feuer, das in der Seele brennt. Wie aber der vollendete Bösewicht, berauscht vom Geiste des Irrtums, ein Mörder oder Ehebrecher, im Bösen unersättlich ist, so werden umgekehrt die Christen, die auf den Heiligen Geist getauft sind, unempfänglich für das Böse. Die jedoch die Gnade empfangen und doch noch mit der Sünde S. 309 Gemeinschaft haben, sind in Furcht und wandern durch fürchterliche Gegenden.
Gal. 4, 1 f. ↩
Eph. 4, 13. ↩
I Clem. ad Cor. 1, 3. ↩
Deut. 6, 5; 11, 13; Matth. 22, 37; Mark. 12, 30; Luk. 10, 27. ↩
Matth. 6, 21. ↩
διὰ μὲν τῆς πλατείας θύρας ἐξελθὼν τοῦ κόσμου, διὰ δὲ τῆς παραθύρου εἰσελθὼν καὶ ἐμπεσὼν εἰς τὸν κόσμον [dia men tēs plateias thyras exelthōn tou kosmou, dia de tēs parathyrou eiselthōn kai empesōn eis ton kosmon]. Sprichwörtliche Redensarten. Siehe Stiglmayr, Sachliches und Sprachliches b. Mak. S. 22. ↩
