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Wozu der Füße Dienst hervorheben, welche den ganzen Körper tragen ohne im geringsten unter dessen Last zu leiden? Biegsam ist das Knie, das mehr denn alles andere den beleidigten Herrn zur Milde stimmt, seinen Zorn besänfftigt, seine Huld erzwingt? Das ist ja des höchsten Vaters Geschenk an seinen Sohn, „daß im Namen des Herrn alle das Knie beugen im Himmel und auf Erden und unter der Erde, und jede Zunge bekennt, daß der Herr Jesus in der Herrlichkeit Gottes S. 292 des Vaters ist“. Zwei Dinge nämlich sind es, die vor allem anderen Gott gefallen: Demut und Glaube. Der Fuß nun bringt die demütige Gesinnung und die emsige Dienstbeflissenheit zum Ausdruck, der Glaube schaut den Sohn gleich dem Vater und bekennt, daß beider Herrlichkeit die gleiche ist. Mit Recht aber hat der Mensch nicht eine größere Anzahl von Füßen, sondern nur zwei. Die wilden Tiere nämlich und Bestien haben vier Füße; die Vögel haben zwei: so ist der Mensch wie ein Vogel, der seinen Blick zur Höhe richten und mit der Schwungkraft erhabener Gesinnung wie mit Fittichen sich aufschwingen soll. Darum das Wort, das auf ihn gesprochen ist: „Erneuen soll sich, wie die des Adlers, deine Jugend!“ Näher als der Adler ist dem Himmel und an Hochflug ihn überholend, wer sprechen kann: „Unser Wandel aber ist im Himmel“.
