9. Unerlaubtheit der Astrologie.
Auch einige von den sogenannten Professionen sind, wie ich bemerke, der Idololatrie dienstbar. Inbetreff der Astrologie ist nicht viel zu sagen. Jedoch da in diesen Tagen jemand sein Verbleiben bei dieser Profession verteidigte, so will ich mich darüber in Kürze auslassen. Ich berufe mich nicht darauf, dass den Idolen von demjenigen Ehre erwiesen wird, der deren Namen in das Himmelsgewölbe eingezeichnet und ihnen alle Macht Gottes zugeschrieben hat, weil die Leute glauben, sie brauchten Gott nicht zu suchen, da alles deswegen nach unwandelbarem Willen der Gestirne gehe. Ich behaupte nur das eine, dass die von Gott abgefallenen Engel, die Liebhaber der Weiber es sind, die zu dieser Art neugierigen Forschens die Anleitung gegeben haben und deswegen auch von Gott verworfen worden sind. Dieser Richterspruch Gottes behauptet auf Erden seine Wirkung, und ohne es zu wissen, legt man dafür Zeugnis ab. Denn die Astrologen werden ausgetrieben wie ihre S. 149Engel. Rom und Italien zu betreten, wird ihnen untersagt1, wie der Himmel ihren Engeln, Dieselbe Strafe der Verbannung2 droht den Schülern wie den Lehrern. Die Magier und Astrologen sind aus dem Orient gekommen.
Der Zusammenhang, worin Magie und Astrologie stehen, ist bekannt. Die ersten, welche die Geburt Christi verkündigten und ihn beschenkten, waren Sterndeuter3, Dadurch haben sie vermutlich Christo eine Verpflichtung gegen sich auferlegt. Was dann? Wird die Frömmigkeit jener Magier den Sterndeutern auch jetzt noch zugute kommen? Der Gegenstand der heutigen Astrologie, wohlgemerkt, ist Christas; die Sterne Christi, nicht die des Saturn, Merkur oder sonst irgend eines aus der Zahl der Verstorbenen, beobachtet und verkündet sie. Diese Art Wissenschaft gehörte nur bis zum Eintritt des Evangeliums zu den erlaubten, damit nach der Geburt Christi niemand mehr die Geburt eines Menschen vom Himmel ableiten möchte. Weihrauch, Myrrhen und Gold haben sie damals dem Herrn als Kind dargebracht, gleichsam als den Abschluss der Opfer und Herrlichkeiten dieser Welt, welche Christus empfangen sollte. Was den erwähnten Magiern das Traumgesicht befahl, das wurde ihnen ohne Zweifel kraft des göttlichen Willens befohlen, nämlich dass sie nicht auf dem Wege, den sie gekommen waren, sondern auf einem ändern in ihre Heimat zurückkehren sollten, zu dem Zweck, damit sie nicht mehr in ihrer früheren Sekte wandeln sollten. Der Grund davon war nicht, damit Herodes sie nicht verfolge, er hat sie ja auch nicht verfolgt. Er wusste nicht, dass sie auf einem „ändern Wege weggingen, da er ja nicht wusste, auf welchem sie gekommen waren. Wir müssen also darunter den S. 150richtigen Weg und die richtige Disziplin verstehen. So wurde den Magiern befohlen, von da an auf einem ändern Wege zu wandeln. In ähnlicher Weise hat sich auch die andere Art der Magie, jene, welche sich auf Wirken von Wundern verlegt, obwohl sie sogar gegen Moses feindlich auftrat, der Nachsicht Gottes zu erfreuen gehabt -- bis zur Erscheinung des Evangeliums.
Nach dieser Zeit aber wurde Simon Magus, bereits Christ, verflucht und durch die Apostel vom Glauben zurückgewiesen, als er noch auf Ausübung seines Gauklergewerbes bedacht war und sich zu den Kunststücken seiner Profession den Hl. Geist vermittels der Handauflegung erhandeln wollte. Ein anderer Zauberer4, der sich bei Sergius Paulus aufhielt, wurde, weil er demselben Apostel entgegenarbeitete, durch den Verlust des Augenlichtes bestraft. Dasselbe Schicksal würde, glaube ich, auch die Astrologen getroffen haben, wenn deren mit den Aposteln in Berührung gekommen wären. Wenn nun die Magie bestraft wird, wovon die Astrologie eine Spezies ist, dann findet ohne Zweifel die Spezies in der Gattung ihre Verdammung. Nach dem Auftreten des Evangeliums begegnet man keinen Sophisten, keinen Chaldäern, Besprechern, Sterndeutern und Magiern mehr, oder sie werden bestraft. „Wo findet sich irgend ein Weiser, ein Literat, wo ein weltlicher Forscher? Hat Gott die Weisheit dieser Welt nicht zur Torheit gemacht?„5 Astrologe, wenn du nicht wusstest, dass du einst Christ werden wirst, so verstehst du nichts! Wenn du dies wusstest, so hättest du auch wissen müssen, dass du nichts mehr mit dieser Kunst zu tun haben würdest. Sie, die dich die Komplikationen anderer kennen lehrt, würde dich dann doch auch über die bevorstehende eigene Gefahr unterrichtet haben. Für dich ist bei jenen Berechnungen „kein Teil und kein Los da“6. Derjenige, dessen Finger und Quadrant mit dem Himmel Missbrauch treibt, der darf auf das Himmelreich nicht hoffen.
Die Austreibung der Magier und Astronomen aus Italien geschah zu verschiedenen Malen, so unter Tiberius, Tac. Ann. II, 32, Vitellius, Tac. Hist. II,62 und Domitian, Suet. c. 36. Auch Severus strafte die, welche die Chaldäer und Wahrsager in betreff seiner befragt hatten, i.J. 199. Spart. Sev. c. 15. ↩
Nach der Konjektur Exilii des Gelenius, vgl. Edit. Vindob. ↩
Stellarum interpretes nennt sie Tertullian, aber nicht Könige. ↩
Elymas; Apg. 13,6. ↩
1 Kor. 1,20. ↩
Ungenaues Zitat von Apg. 8,21. ↩
