13. Götzendienerisch ist auch das Halten der heidnischen Festtage und die Beobachtung bestimmter Tage zu gewissen Geschäften.
Doch was soll ich noch über die Opferdienste und priesterlichen Akte sprechen? Inbetreff der Schauspiele und der verwandten Vergnügungen habe ich S. 157bereits ein eigenes Buch geschrieben. Hierorts ist dagegen über die Festtage und sonstigen außergewöhnlichen Feierlichkeiten zu handeln, welche wir zuweilen unserer Vergnügungssucht gestatten, zuweilen aber aus Furchtsamkeit mitmachen gegen die Vorschriften des Glaubens und der gemeinsamen Sittenzucht, Bei diesem Gegenstand will ich zuerst den Kampf über die Frage aufnehmen, ob der Diener Gottes dergleichen Dinge mit den Heiden mitmachen dürfe, in Kleidung, im Genuß von Speisen und in den sonstigen Freudenbezeigungen. Den Ausspruch, man solle sich freuen mit den Fröhlichen und trauern mit den Traurigen, hat der Apostel, der zur Einmütigkeit ermahnen will, getan mit Bezug auf die Mitbrüder1. Sonst haben in diesen Dingen Licht und Finsternis, Leben und Tod nichts miteinander gemein, oder wir stellen den Ausspruch auf den Kopf: „Die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet trauern„2. Wenn wir uns mit der Welt freuen, so wird zu fürchten sein, dass wir auch mit der Welt trauern werden. Wir wollen lieber, wenn die Welt sich freut, trauern, dann werden wir uns nachher, wenn die Welt trauert, freuen. So erlangte Eleazar in der Unterwelt im Schösse Abrahams Trost und Erquickung, der Reiche dagegen befand sich in der Qual des Feuers, und so gleicht sich bei ihnen der Wechsel von Gutem und Bösem durch Vergeltung mit dem Gegenteil aus.
Es gibt gewisse Tage, wo man sich Geschenke macht, wodurch man gegen den einen der gebührenden Ehrerbietung Genüge tut, bei anderen eine schuldige Belohnung abträgt. Du sagst nun: ich will das Meinige annehmen und ändern das ihnen Gebührende geben. Wenn es der Fall ist, dass die Leute dieser Sitte eine abergläubische Weihe gegeben haben, warum nimmst du, der du ihrer Torheit fernstehst, an den üblichen Feierlichkeiten wie ein Götzendiener teil, als wenn auch für dich hinsichtlich des Tages eine Vorschrift gälte, das, was man einem ändern oder was der andere uns schuldig ist, nicht ohne die Beobachtung der dazu S. 158bestimmten Tage zu bezahlen oder in Empfang zu nehmen? Gib die Form an, unter der du mit dir verhandeln lassen willst! Denn warum wolltest du auch verborgen bleiben, wenn du durch das Nichtwissen des ändern dein Gewissen befleckst? Wenn man weiß, dass du ein Christ bist, so stellt man dich mit solchen Dingen auf die Probe, und du handelst gegen das Gewissen des ändern wie einer, der nicht Christ ist; wofern du dich aber gar verstellst, dann hast du in die Versuchung eingewilligt, Sicher bist du auf diese wie auf jene Weise der Sünde schuldig, dich Gottes geschämt zu haben. Aber es steht geschrieben: „Wer sich meiner schämt vor den Menschen, dessen werde ich mich auch schämen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist“3.
