33. Kap. Selbst wenn sie in die Apostelzeit hinaufreicht, so hat sie damit nur das vor andern Häresien voraus, daß sie von den durch die Apostel ausgesprochenen Zensuren getroffen ist. S. 341
Zu dem Gesagten füge ich noch hinzu eine Musterung jener Doktrinen, welche damals, zur Zeit der Apostel, schon vorhanden waren, auf welche diese selbigen Apostel hinwiesen und den Fluch legten. Denn so werden sie leichter widerlegt, wenn sie als solche ertappt werden, die schon damals existierten, oder von denen, die damals schon existierten, die Samenkörner empfangen haben. Im ersten Korintherbriefe brandmarkt Paulus die Leugner und Bezweifler der Auferstehung1. Diese Lehrmeinung gehört eigentlich den Sadduzäern an. Ihre Rolle übernehmen Marcion, Apelles, Valentinus und die etwa noch übrigen Zerstörer der Auferstehungslehre. Im Briefe an die Galater2 erteilt er den Beobachtern des Gesetzes und den Verteidigern der Beschneidung eine harte Rüge. Es ist die Häresie Hebions. In der Unterweisung für Timotheus3 trifft seine Rüge auch die Verbieter des Heiratens. So lehren aber jetzt Marcion und sein Nachtreter Apelles. Ebenso faßt er die an, welche vorgaben, die Auferstehung sei schon geschehen4. Das behaupten von sich die Valentinianer. Und wenn er dann den Ausdruck „endlose Genealogien“ braucht5, so erkennt man darin Valentinus wieder, in dessen System der bekannte unbegreifliche Äon, der einen ganz neuen und mehr als einen Namen hat6, aus seiner Charis den Nous und die Veritas erzeugt, diese ihrerseits erzeugen das Wort und das Leben, die dann weiter den Urmenschen und die Kirche ins Dasein setzen und so zusammen die erste Ogdoade der Äonen bilden. Daraus entstehen zehn andere S. 342sowie auch die zwölf übrigen Äonen mit ihren wunderlichen Namen, und so ist die Faselei von den dreißig Äonen fertig. Wenn derselbe Apostel diejenigen mißbilligt, welche den Elementen dienen7, so ist das ein Satz von Hermogenes, der eine ungewordene Materie annimmt, sie mit dem ungewordenen Gott gleichstellt und so, indem er die Mutter der Elemente zur Göttin macht, derjenigen dienen kann, die er Gott gleichstellt. Johannes befiehlt in der Apokalypse, die, welche Götzenopferfleisch essen und Hurerei begehen8, zu bestrafen. Es gibt auch jetzt Nikolaiten, nur anderer Art; ihr heutiger Name ist: Häresie des Gajus9. In seinem Briefe nennt er Antichriste vorzugsweise die, welche leugnen, daß Christus im Fleisch erschienen und nicht glauben, daß er der Sohn Gottes sei. Das erstere vertritt Marcion, das letztere Hebion. Die Lehre der Simonianischen Zauberei10 aber, die den Engeln dient, wurde jedenfalls dem Götzendienste zugerechnet und schon vom Apostel Petrus in der Person des Simon selbst verworfen.
1 Kor. 15, 12. ↩
Gal. 5, 2. ↩
1 Tim. 4, 3. ↩
2 Tim. 2, 18. ↩
1 Tim. 1, 4. ↩
er führt die Namen Abgrund, vollkommenster Äon, Prinzip, Urprinzip, gr. βυθός, αἰὼν τέλειος ἀρχὴ, oder προαρχή. Adv. Val. c. 7. ↩
Kol. 2, 8; Gal. 4, 3. ↩
Off. 2, 20. ↩
Auch de bapt. c. 1 erwähnt. ↩
Vgl. Iren., adv. haer. I, 23, 1-4 u. Ps. Tert., adv. omnes haer. 1. ↩
