11. Kap. Notwendigkeit der Taufe zum Heile. Widerlegung der gegenteiligen Behauptung. Warum Christus persönlich nicht taufte? Die Taufe seiner Schüler zu seinen Lebzeiten.
Aber siehe da, sagt man, der Herr ist gekommen und hat nicht getauft! - Wir lesen nämlich: „Und dennoch taufte nicht er, sondern seine Schüler“1. Das klingt, als ob Johannes geweissagt hätte, er werde selbst eigenhändig die Taufe vornehmen. So ist es fürwahr nicht zu verstehen, sondern einfach nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauche, wie z.B.: „Der Kaiser hat ein Edikt angeschlagen“ oder: „Der Präfekt hat ihm Stockprügel erteilt“. Hat es denn der erstere persönlich angeschlagen oder hat der andere eigenhändig die Prügel ausgeteilt? Man sagt regelmäßig, daß der eine Sache tue, dem gehorsamt wird. So wird auch diese Stelle: S. 288„Er selbst wird euch taufen“, zu nehmen sein; durch ihn oder auf ihn werdet ihr getauft werden. Jedoch es möge sich niemand durch den Umstand, daß Jesus nicht taufte, beunruhigen lassen. Auf wen hätte er denn taufen sollen? Etwa zur Buße? Wozu hätte er dann einen Vorläufer für sie gehabt? - Oder zur Nachlassung der Sünden? Die erteilte er durch ein bloßes Wort. - Auf sich selbst? Er verbarg seine Person in Niedrigkeit, - Auf den Hl. Geist? Der war noch nicht vom Vater herabgestiegen. - Auf die Kirche? Die war noch nicht von den Aposteln erbaut. - Folglich tauften die Apostel als seine Diener, wie vorher Johannes als Vorläufer, mit der nämlichen Johannestaufe. Niemand denke daher an eine andere Taufe; denn es gibt ja nicht einmal eine andere, als die nachherige Taufe Christi, welche von den Schülern damals natürlich noch nicht gespendet werden konnte, weil die Herrlichkeit des Herrn noch nicht vollendet und mit der durch sein Leiden und seine Auferstehung wirkenden Abwaschung versehen war. Denn unser Tod konnte nur getilgt werden durch das Leiden des Herrn und unser Leben nicht hergestellt werden ohne seine Auferstehung.
Joh. 4,2. ↩
