15. Kapitel (37). Lebensweise des Bischofs Fulgentius.
Inzwischen übernahm der heilige Fulgentius das bischöfliche Amt mit größter Demut und ohne Überhebung, während an seinen Widersachern die Strafe Gottes sichtbar wurde. Aber obgleich er Bischof geworden war, hörte er doch nicht auf, Mönch zu sein; auch nach Annahme der bischöflichen Würde behielt er alle Gewohnheiten seines früheren Standes bei. Diese treue Beobachtung der monastischen Lebensweise verlieh seiner bischöflichen Würde noch helleren Glanz. Nie stand sein Sinn nach kostbaren Kleidern, nie unterließ er das tägliche Fasten, nie aß er, selbst wenn Gäste da waren, fein zubereitete Speisen; und nicht einmal dadurch, daß er sich beim Ausruhen niederlegte, wollte er von seinem strengen Vorsatz abweichen.
Im Sommer wie im Winter begnügte er sich mit einem, noch dazu ganz geringen Leibrock. Niemals bediente er S. 87 sich wie die übrigen Bischöfe, des Orariums; 1 wie ein Mönch trug er einen ledernen Gürtel. In seinem Streben nach Einfachheit fühlte er gegen prächtige Kleidung einen solchen Abscheu, daß er nicht einmal das gewöhnliche Schuhwerk der Kleriker anzog; im Winter trug er ganz derbe Stiefel, im Sommer einfache Halbschuhe. 2 Innerhalb des Klosters trug er bisweilen Sandalen, häufig ging er barfuß. Weder trug er selbst eine Kukulle von kostbarem Stoff oder auffallender Farbe, noch erlaubte er es seinen Mönchen. Unter der Kukulle trug er ein schwärzliches oder weißes Pallium. 3 Wenn die Witterung es erlaubte, war er im Kloster bloß mit dem Pallium bekleidet. Mit entblößten Schultern jedoch wurde er nie von uns gesehen, und selbst beim Schlafen legte er den Gürtel nicht ab. In treuer Beobachtung der Abtötung, zu der er sich vor Gott verpflichtet hatte, feierte er in demselben Gewand, das er während des Schlafes trug, auch das heilige Opfer; denn er pflegte zu sagen, bei der Darbringung des Meßopfers müsse man die Herzen, nicht die Kleider ändern.
