Übersetzung
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Summe der Theologie
Zweiter Artikel. Gott ist nicht zusammengesetzt aus Form und Stoff.
a) I. Daß Gott nicht zusammengesetzt wäre aus Stoff und Form wie der Mensch es ist aus Leib und Seele; dagegen spricht die Schrift sich aus, welche Gott sowohl eine Seele zuschreibt: „Mein Gerechter aber lebt aus dem Glauben und wenn er sich dem entzieht, wird er nicht gefallen meiner Seele“ (Hebr. 1, 8.); als auch solche Zustände in Gott voraussetzt, welche einen Leib voraussetzen, wie Zorn, Freude etc. Und in Zorn entbrannte der Herr gegen sein Volk.“ (Ps. 105.) II. Dann spricht dafür, daß Gott die angegebene Zusammensetzung wohl besitze, auch der Umstand, daß der Stoff das innerliche Princip des Einzelnen als solchen ist; wie z. B. die Form des Dreiecks immer die nämliche in allen Dreiecken ist, also vielmehr das Princip der allgemeinen Behauptung: das ist ein Dreieck; — wogegen der Stoff, wie Holz, Stein etc. als das Princip davon erscheint, daß das eine Dreieck nicht das andere ist, sondern vielmehr als ein selbständig einzelnes sich von allen anderen unterscheidet. Gott aber ist ein Einzelsein; denn Er wird nicht wie die Form „Mensch“, „Dreieck“ etc. von vielen Einzeldingen ausgesagt. Also ist Er nicht bloße Form, sondern trägt das Princip des Einzelseins, den Stoff, in sich. Auf der anderen Seite ist jegliches Ding, welches aus Stoff und Form zusammengesetzt ist, ein Körper; denn dem Stoffe kommt als erste inwohnende Eigenschaft die Ausdehnung zu. Alles Ausgedehnte aber ist Körper. Gott ist jedoch kein Körper. Also duldet Er auch nicht in Sich die Zusammensetzung aus Stoff und Form.
b) Ich antworte, es sei ganz unmöglich, daß in Gott Stoff ist. Denn 1. Stoff heißt wesentlich nichts anderes als ein Vermögen haben,um etwas zu werden, was er noch nicht ist. Ein solches Vermögen ist aber nicht in Gott, wie in Kapitel 2, Artikel 3 gezeigt worden. Also ist in Gott keine Zusammensetzung aus Stoff und Form. 2. Alle Dinge, welche aus Stoff und Form bestehen, sind erst vollndet und demgemäß gut und erstrebenswert kraft ihrer Form; wie die Leinwand z. B. erst kostbar wird durch die Form, welche der Maler mit hr verbindet. Was aber nur kraft eines anderen gut und erstrebenswert ist, das ist dies allein deshalb, weil ihm dieses andere, die Form nämlich, mitgeteilt worden; nicht weil es sie von sich selber hat. Das vorzüglichste Gut aber unter allem, was gut ist, und das absolut erste kann nicht aus dem Grunde gut sein, weil ihm dies von anderswoher mitgeteilt worden wäre; denn was aus seinem Wesen heraus, also soweit es ist, immer gut ist, das ist eher gut, als das, was erst kraft Mitteilung, also durch abhängige Teilnahme an etwas anderem gut ist. Unmöglich also ist in Gott Stoff und Form. 3. Jegliches Ding wirkt gemäß seiner Form. Der Stoff unter der Form „Mensch“ z. B. wirkt als Mensch; der Stoff unter der Form „Holz“ wirkt als Holz. Wie also sich etwas verhält zu seiner Form, im selben Grade nämlich als es von der betreffenden Form durchdrungen wird, so verhält es sich auch zu seiner eigenen Wirksamkeit. Was demnach zuerst und unabhängig von sich heraus wirkt; das ist auch zu allererst und vor allem anderen eine Wesensform. Gott aber ist die allseitig erste wirkende Ursache, wie Kapitel 2, Artikel 3 nachgewiesen ward. Also ist Er nur Form und hat in Sich keinerlei Stoff.
c) I. Daraus ergiebt sich von vornherein die Unrichtigkeit der Einwürfe. In der That heißt: „es gefällt meiner Seele“ rücksichtlich Gottes nur dies: „es gefällt so meinem Willen.“ Denn was wir für uns selber wollen, das ist aus unserer Seele. Die Beziehung also, welche unsere Seele zu unserem Wirken hat, wird als Ähnlichkeit benützt, um die Beziehung des geschöpflichen Aktes zum Willen Gottes auszudrücken. Ebenso wird von Gott der Zorn ausgesagt auf Grund der Ähnlichkeit in der Wirkung. Denn .es ist dem Erzürnten eigen, zu strafen. II. Der Einwand aus der Philosophie bezieht sich offenbar auf Formen, welche ihrem Wesen nach geeignet sind, vom Stoffe getragen zu werden. Diese werden zu Einzeldingen durch den Stoff, der es seiner Natur nach mit sich bringt, daß er da, wo er ist, so ist, daß er nichts anderes sein kann; während die einige Form an sich betrachtet in mehreren, zahlreichen stofflichen Dingen ist, wie ja ein und dieselbe Form „Mensch“ in vielen Menschen sich vorfindet. Jene Form aber, die vom Stoffe gar nicht getragen werden kann, sondern für sich besteht, ist eben damit bereits eine einzelne, daß sie in keinem Stoffe Aufnahme findet, um das subjektives Sein zu erlangen. Eine solche Form nun ist Gott.
Edition
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Summa theologiae
Articulus 2
Iª q. 3 a. 2 arg. 1
Ad secundum sic proceditur. Videtur quod in Deo sit compositio formae et materiae. Omne enim quod habet animam, est compositum ex materia et forma, quia anima est forma corporis. Sed Scriptura attribuit animam Deo, introducitur enim ad Hebr. X, ex persona Dei, iustus autem meus ex fide vivit; quod si subtraxerit se, non placebit animae meae. Ergo Deus est compositus ex materia et forma.
Iª q. 3 a. 2 arg. 2
Praeterea, ira, gaudium, et huiusmodi, sunt passiones coniuncti, ut dicitur I de anima. Sed huiusmodi attribuuntur Deo in Scriptura dicitur enim in Psalmo, iratus est furore dominus in populum suum. Ergo Deus ex materia et forma est compositus.
Iª q. 3 a. 2 arg. 3
Praeterea, materia est principium individuationis. Sed Deus videtur esse individuum, non enim de multis praedicatur. Ergo est compositus ex materia et forma.
Iª q. 3 a. 2 s. c.
Sed contra, omne compositum ex materia et forma est corpus, quantitas enim dimensiva est quae primo inhaeret materiae. Sed Deus non est corpus, ut ostensum est. Ergo Deus non est compositus ex materia et forma.
Iª q. 3 a. 2 co.
Respondeo dicendum quod impossibile est in Deo esse materiam. Primo quidem, quia materia est id quod est in potentia. Ostensum est autem quod Deus est purus actus, non habens aliquid de potentialitate. Unde impossibile est quod Deus sit compositus ex materia et forma. Secundo, quia omne compositum ex materia et forma est perfectum et bonum per suam formam, unde oportet quod sit bonum per participationem, secundum quod materia participat formam. Primum autem quod est bonum et optimum, quod Deus est, non est bonum per participationem, quia bonum per essentiam, prius est bono per participationem. Unde impossibile est quod Deus sit compositus ex materia et forma. Tertio, quia unumquodque agens agit per suam formam, unde secundum quod aliquid se habet ad suam formam, sic se habet ad hoc quod sit agens. Quod igitur primum est et per se agens, oportet quod sit primo et per se forma. Deus autem est primum agens, cum sit prima causa efficiens, ut ostensum est. Est igitur per essentiam suam forma; et non compositus ex materia et forma.
Iª q. 3 a. 2 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod anima attribuitur Deo per similitudinem actus. Quod enim volumus aliquid nobis, ex anima nostra est, unde illud dicitur esse placitum animae Dei, quod est placitum voluntati ipsius.
Iª q. 3 a. 2 ad 2
Ad secundum dicendum quod ira et huiusmodi attribuuntur Deo secundum similitudinem effectus, quia enim proprium est irati punire, ira eius punitio metaphorice vocatur.
Iª q. 3 a. 2 ad 3
Ad tertium dicendum quod formae quae sunt receptibiles in materia individuantur per materiam, quae non potest esse in alio, cum sit primum subiectum substans, forma vero, quantum est de se, nisi aliquid aliud impediat, recipi potest a pluribus. Sed illa forma quae non est receptibilis in materia, sed est per se subsistens, ex hoc ipso individuatur, quod non potest recipi in alio, et huiusmodi forma est Deus. Unde non sequitur quod habeat materiam.