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Summe der Theologie
Dritter Artikel. Die Ähnlichkeit der Kreaturen mit Gott.
a) Dagegen, daß irgend eine Kreatur Gott ähnlich sein kann, scheint die Schrift selber zu sein und der Begriff des „Ähnlichen“. I. Die heilig« Schrift sagt (p». 85.): „Niemand ist Dir unter den Göttern, o Herr.“ Jene Kreaturen aber, welche die Schrift „Götter“ nennt, sind unter allen anderen die hervorragendsten. Es kann also keine Kreatur eine Ähnlichkeit mit Gott besitzen. II. Der Begriff „ähnlich“ erschließt ganz dasselbe. Denn 1. Ähnlichkeit besteht im Vergleichen. Ein Vergleichen aher kann nicht stattfinden zwischen zwei Dingen, welche durchaus verschieden sind, wie dies bei Gott und der Kreatur der Fall ist, die da nicht einmal die höchste „Art“, nämlich die Substanz, gemeinschaftlich haben (vgl. Kap. 3. Art. 5.). Also existiert auch keine Ähnlichkeit. 2. Ähnlich werden ferner speciell zwiei Dinge genannt, welche dieselbe Form haben; wie z. B. zwei Dreiecke einander ähnlich sind, mag auch das eine von Holz, das andere von Papier sein. Gottes Wesensform allein aber ist das Sein selber. Also besteht auch aus diesem Grunde keine Ähnlichkeit. 3. Zwei einander ähnliche Dinge sind sich Wechselweise ähnlich; denn ähnlich ist das Ähnliche dem Ähnlichen. Ist aIso eine Kreatur Gott ähnlich, so muß auch Gott der Kreatur ähnlich sein. Dagegen eifert aber der Prophet (Isai. 40.): „Wem habt ihr Gott ähnlich gemacht?“... Auf der anderen Seite heißt es (Gen. l, 26.): „Wir wollen den Menschen machen nach unserem Bilde und nach unserer Ähnlichkeit“. Und Johannes sagt (I. Joha. 3, 2.): „Wenn Er aber erscheinen wird; dann werden wir Ihm ähnlich sein.“
b) Ich antworte, daß die Ähnlichkeit in Betracht gezogen wird gemäß der Gemeinsamkeit oder Verwandtschaft in der Form. Sonach ist, je nachdem in verschiedener Weise eine solche Gemeinsamkeit oder Verwandtschaft sich findet, eine verschiedenartige Ähnlichkeit vorhanden. Manche Dinge nämlich sind einander ähnlich, weil sie nicht nur die nämliche Form haben, sondern nach einer ganz gleichen Weise daran teilnehmen; diese Dinge sind einander gleich und nicht bloß ähnlich; wie z. B. zwei Gegenstande, die ganz gleichmäßig weiß sind, sich gleichen in der weißen Farbe; — und das ist die vollkommenste Ähnlichkeit. In anderer Weise werden ähnlich genannt zwei Dinge, welche wohl dieselbe Form haben, aber nicht in gleicher Weise; wie zwei Gegenstände z. B. sich ähneln in der weißen Farbe, von denen der eine mehr und der andere minder weiß ist; — das ist eine unvollkommene Ähnlichkeit. Drittens werden zwei Dinge ähnlich genannt, welche zwar in einer gewissen Fprm übereinkommen; aber das Wesen oder der Begriff dieser Form ist verschieden bei dem einen und bei dem anderen. Diese letztere Art Ähnlichkeit beschäftigt uns hier. Es ist nämlich offenbar, daß eine jede wirkende Ursache, soweit sie wirkt, etwas helstellt, was ihr ähnlich ist. Da aber jegliches Sein wirkt gemäß der Form, welche es hat (das Feuer wirkt nicht als Wasser und die Pflanze nicht als Stein), so ist es notwendig, daß im Gewirkten vorhanden sei die Ähnlichkeit mit der Form der einwirkenden Ursache. Ist nun also die Ursache mit dem, was sie wirkt, in der nämlichen Gattung einbegriffen, wie der Mensch mit dem Menschen, so wird die Ähnlichkeit zwischen Wirkendem und Gewirktem in der Form bestehen innerhalb ein und desselben Wesens; wie der Mensch den Menschen zeugt. Enthält aber nicht ein und dieselbe Gattung die wirkende Ursache sowohl als auch ihre Wirkung, so wird gleichfalls eine Ähnlichkeit vorhanden sein; aber nicht innerhalb derselben Gattung oder desselben Wesens. So stehen wohl die Dinge, welche vermittelst des wirkenden Einflusses der Sonne auf Erden gezeugt werden, gemäß einer gewissen Ähnlichkeit der Sonne nahe; nicht aber in der Weise, daß sie das Wesen der Sonne empfangen und demgemäß ihr ähnlich werden; sondern sie besitzen eine Ähnlichkeit mit der Sonne bloß gemäß einer entfernteren Art des Seins. Besteht nun eine wirkende Ursache, die in gar keiner, auch nicht in der entferntesten „Art“ zusammen mit der Wirkung einbegriffen ist; so wird letztere in ihrer Ähnlichkeit von der wirkenden Ursache noch weiter abstehen. Die betreffende Wirkung wird mit ihrer Ursache weder in der Gattung ähnlich sein noch in einer allgemeineren Art; sondern gemäß einer gewissen Analogie wie etwa das Sein allen Dingen gemeinsam ist, trotzdem sie im Wesen und selbst in den allgemeinsten vorhandenen Arten sich nicht ähneln. Und so sind die Kreaturen, insoweit eben sie Sein haben, Gott ähnlich, wie dem ersten allgemeinen Princip alles Seins.
c) Sonach ist die Antwort gegeben auf die obigen Einwände. I. Der Schrifttext wird von Dionysius bereits erklärt mit den Worten (de div. nom. cap. 9.): „Ganz dieselben Dinge sind nach einer Seite hin Gott ähnlich und nach der anderen unähnlich. Sie sind Ihm ähnlich, insofern sie Ihn nachahmen, wie sie dies eben können; denn vollkommen ist Er nicht nachahmbar. Sie sind Ihm unähnlich, insofern sie Mangel an Sein haben und somit von ihrer Ursache abfallen.“ Und zwar ist da nicht bloß ein Abfallen, das im mehr oder minder bestände; sondern weder die Gattung oder das Wesen noch irgend welche, wenn auch allgemeinste Art ist gemeinsam zwischen Schöpfer und Kreatur. II. 1. Die Geschöpfe verhalten sich demgemäß zu Gott, wie zu jener einzig wirkenden Ursache, die außerhalb aller „Art“ steht und das allgemeine Princip alles Seins ist. 2. Sonach ist von keiner gemeinschaftlichen Form und von keiner numero ein und derselben Form die Rede, welche etwa die Einheit und damit die Ähnlichkeit zwischen Gott und Geschöpf herstellte. Es ist eine Ähnlichkeit, welche in der Analogie nur besteht; soweit nämlich Gott dem inneren Wesen nach Sein ist, das Geschöpf aber, weil ihm Sein von außen mitgeteilt worden. 3. Eine wechselseitige Ähnlichkeit hat nur dann statt zwischen zwei Dingen, wenn diese auf derselben Seinsstufe stehen; wie z. B. Kinder der gleichenFamilie. Keinesfalls ist eine wechselseitige Ähnlichkeit vorhanden zwischen der Ursache an sich und der Wirkung. Der Vater selbst wird nicht dem Kinde gegenüber ähnlich genannt, sondern das Kind ist dem Vater ähnlich. Das Bild ist dem Menschen ähnlich; nicht der Mensch dem Bilde. So ist die Kreatur Gott ähnlich, nicht aber Gott der Kreatur. (Cl. Kap. 42. Art. 3.)
Edition
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Summa theologiae
Articulus 3
Iª q. 4 a. 3 arg. 1
Ad tertium sic proceditur. Videtur quod nulla creatura possit esse similis Deo. Dicitur enim in Psalmo, non est similis tui in diis, domine. Sed inter omnes creaturas, excellentiores sunt quae dicuntur dii participative. Multo ergo minus aliae creaturae possunt dici Deo similes.
Iª q. 4 a. 3 arg. 2
Praeterea, similitudo est comparatio quaedam. Non est autem comparatio eorum quae sunt diversorum generum; ergo nec similitudo, non enim dicimus quod dulcedo sit similis albedini. Sed nulla creatura est eiusdem generis cum Deo, cum Deus non sit in genere, ut supra ostensum est. Ergo nulla creatura est similis Deo.
Iª q. 4 a. 3 arg. 3
Praeterea, similia dicuntur quae conveniunt in forma. Sed nihil convenit cum Deo in forma, nullius enim rei essentia est ipsum esse, nisi solius Dei. Ergo nulla creatura potest esse similis Deo.
Iª q. 4 a. 3 arg. 4
Praeterea, in similibus est mutua similitudo, nam simile est simili simile. Si igitur aliqua creatura est similis Deo, et Deus erit similis alicui creaturae. Quod est contra id quod dicitur Isaiae XL, cui similem fecistis Deum?
Iª q. 4 a. 3 s. c.
Sed contra est quod dicitur Gen. I, faciamus hominem ad imaginem et similitudinem nostram; et I Ioann. III, cum apparuerit, similes ei erimus.
Iª q. 4 a. 3 co.
Respondeo dicendum quod, cum similitudo attendatur secundum convenientiam vel communicationem in forma, multiplex est similitudo, secundum multos modos communicandi in forma. Quaedam enim dicuntur similia, quae communicant in eadem forma secundum eandem rationem, et secundum eundem modum, et haec non solum dicuntur similia, sed aequalia in sua similitudine; sicut duo aequaliter alba, dicuntur similia in albedine. Et haec est perfectissima similitudo. Alio modo dicuntur similia, quae communicant in forma secundum eandem rationem, et non secundum eundem modum, sed secundum magis et minus; ut minus album dicitur simile magis albo. Et haec est similitudo imperfecta. Tertio modo dicuntur aliqua similia, quae communicant in eadem forma, sed non secundum eandem rationem; ut patet in agentibus non univocis. Cum enim omne agens agat sibi simile inquantum est agens, agit autem unumquodque secundum suam formam, necesse est quod in effectu sit similitudo formae agentis. Si ergo agens sit contentum in eadem specie cum suo effectu, erit similitudo inter faciens et factum in forma, secundum eandem rationem speciei; sicut homo generat hominem. Si autem agens non sit contentum in eadem specie, erit similitudo, sed non secundum eandem rationem speciei, sicut ea quae generantur ex virtute solis, accedunt quidem ad aliquam similitudinem solis, non tamen ut recipiant formam solis secundum similitudinem speciei, sed secundum similitudinem generis. Si igitur sit aliquod agens, quod non in genere contineatur, effectus eius adhuc magis accedent remote ad similitudinem formae agentis, non tamen ita quod participent similitudinem formae agentis secundum eandem rationem speciei aut generis, sed secundum aliqualem analogiam, sicut ipsum esse est commune omnibus. Et hoc modo illa quae sunt a Deo, assimilantur ei inquantum sunt entia, ut primo et universali principio totius esse.
Iª q. 4 a. 3 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod, sicut dicit Dionysius cap. IX de Div. Nom., cum sacra Scriptura dicit aliquid non esse simile Deo, non est contrarium assimilationi ad ipsum. Eadem enim sunt similia Deo, et dissimilia, similia quidem secundum quod imitantur ipsum, prout contingit eum imitari qui non perfecte imitabilis est dissimilia vero, secundum quod deficiunt a sua causa; non solum secundum intensionem et remissionem, sicut minus album deficit a magis albo; sed quia non est convenientia nec secundum speciem nec secundum genus.
Iª q. 4 a. 3 ad 2
Ad secundum dicendum quod Deus non se habet ad creaturas sicut res diversorum generum, sed sicut id quod est extra omne genus, et principium omnium generum.
Iª q. 4 a. 3 ad 3
Ad tertium dicendum quod non dicitur esse similitudo creaturae ad Deum propter communicantiam in forma secundum eandem rationem generis et speciei, sed secundum analogiam tantum; prout scilicet Deus est ens per essentiam, et alia per participationem.
Iª q. 4 a. 3 ad 4
Ad quartum dicendum quod, licet aliquo modo concedatur quod creatura sit similis Deo, nullo tamen modo concedendum est quod Deus sit similis creaturae, quia, ut dicit Dionysius cap. IX de Div. Nom., in his quae unius ordinis sunt, recipitur mutua similitudo, non autem in causa et causato, dicimus enim quod imago sit similis homini, et non e converso. Et similiter dici potest aliquo modo quod creatura sit similis Deo, non tamen quod Deus sit similis creaturae.