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Summe der Theologie
Fünfter Artikel. Das Wesen oder der innere Seinsgrund des Guten besteht: 1. in der Seinsweise, 2. in der inneren Seinsform, 3. in der Ordnung.
a) Dies scheint nicht so zu sein. Denn: I. „Gutsein“ und „Sein“ unterscheiden sich gemäß der Auffassung der Vernunft. Alle diese drei Seinsarten: Maß, Form, Ordnung scheinen nun in der Auffassung des „Seins“ eingeschlossen zu sein. Denn Sap. 11, 21. heißt es: „Alles hast Du in Zahl, Gewicht und Maß eingerichtet;“ welche drei Elemente offenbar vielmehr zum „Sein“ gehören als zum „Gutsein“. Auf diese drei Elemente aber führt Augustin die obengenannten zurück, wenn er sagt (4. sup. Gen. ad litt. c. 3.): „Das Maß weist jedem Dinge die Seinsweise an; die Zahl bietet, jedem Dinge die entsprechende Seinsform; das Gewicht zieht alle Dinge zur ruhigen Ordnung und zur Beharrlichkeit hin.“ Also gehören die drei fraglichen Elemente vielmehr in das Bereich des Seins als des Guten. II. Die Seinsweise, die innere Seinsform und die Ordnnung sind selber wieder etwas Gutes. Besteht also der Seinsgrund oder das Wesen des Guten in diesen drei Elementen, so müßte die Seinsweise wieder diese drei Elemente, — und dasselbe gilt von der Seinsform und der Ordnung — in sich enthalten; und so ginge es ohne Grenzen weiter. III. Das Übel ist der Mangel an der gebührenden Seinsweise, Form und Ordnung. Das Übel hebt aber nicht vollständig das Gute auf. Also besteht letzteres nicht in diesen drei Elementen. IV. Worin so recht eigentlich der Seinsgrund des Guten besteht, das kann niemals ein Übel genannt werden. Man spricht aber von einer schlechten Seinsweise, einer schlechten Form und Ordnung. Also besteht darin nicht das Gute. V. Seinsweise, Form und Ordnung werden verursacht durch Maß, Zahl und Gewicht, wie Augustin oben hervorhob. Nicht alles, was gut ist, besitzt aber Maß, Zahl und Gewicht. Denn Ambrosius sagt (I. Hexaëm. c. 9.): „Die Natur des Lichtes ist es, daß es nicht in Zahl, Gewicht und Maß geschaffen worden.“ Auf der anderen Seite sagt Augustin (de natura boni c. 3.): „Diese drei Dinge: Seinsweise, Form und Ordnung sind in den geschaffenen Dingen gleichsam das Gute im allgemeinen. Und so ist da, wo sie groß sind, das Gute groß; wo sie klein, ist auch dieses klein; wo sie gar nicht sind, da ist kein Gut. Das könnte Augustin nicht sagen, wenn diese drei Elemente nicht der innere Seinsgrund des Guten wären.
b) Ich antworte, daß jegliches Ding als ein gutes bezeichnet wird, insoweit es vollendet ist; denn demgemäß ist es.begehrenswert. Vollendet aber wird etwas genannt, dem der besonderen Art seines Seins gemäß nichts an der Vollkommenheit fehlt. Da nun aber jedes Ding, was auch immer es ist, auf Grund und nach Maßgabe seiner Wesensform ist; wie der einzelne Mensch z. B. das was er ist nur nach der Richtschnur seines Wesens „Mensch“ ist; und die Wesensform manches erfordert als Voraussetzung für ihr Sein und anderes als notwendige Folge, so muß, damit ein Ding vollendet und demnach gut sei, dasselbe 1. die Wesensform selbst haben; 2. das, was als Voraussetzung für deren Eintritt erfordert wird; 3. das, was selbiger mit Notwendigkeit folgt. Als Voraussetzung nun ist erforderlich die richtige Abmessung oder Bestimmung der Materialprincipien, wie z. B. die Abmessung des Marmors für das Einprägen der Form des Zeus und ebenso die Abmessung der von außen her einwirkenden Principien, wie im gegebenen Beispiele die Vorbereitung der Werkzeuge; — und das wird bezeichnet durch den Ausdruck: „modus“, „Seinsweise“; denn zwei Menschen, welche beide die Wesensform „Mensch“ haben, sind oft gewaltig verschieden in der Seinsweise. Die „Form“ aber selbst, welche unter der angegebenen Voraussetzung zum Dasein gelangt, heißt „species“ oder Wesen, denn kraft der Wesensform wird jegliches Ding einer bestimmten Gattung zugeteilt. Und deshalb wird gesagt, daß die Zahl der Form entspricht und sie darbietet (cf. oben Augustin); denn die Begriffe, durch welche die Gattungen wiebergegeben werden, sind wie die Zahlen. (8. Metaph.) Wie nämlich bei den Zahlen dle Hinzufügung einer Einheit odn das Hinwegnehmen derselben die Art der Zahl verändert, so verändert in den Begriffsbestimmungen das Hinzufügen einer „Differenz“ wie z. B. „vernünftig“ zu „sinnbegabt“, oder deren Hinwegnehmen die Gattung. Der Wesensform aber folgt die Hinneigung zum Zweck; entweder zur Thätigkeit oder zu ähnlichem. Denn jegliches Ding strebt, soweit es thatsächliches Sein hat, nach dem, was ihm die Vollendung sichert, gemäß seiner Wesenheit. Und das wird bezeichnet durch die Ausdrücke: Gewicht und Ordnung. Sonach besteht der Seinsgrund des Guten, soweit dieses Vollendung besagt, in der Seinsweise, Form und Ordnung. Danach erledigen sich leicht die Einwände.
c) I. Der erste berücksichtigt nicht, daß diese drei Elemente wohl zum „Sein“ gehören, und ihm folgen, aber nur insoweit als dieses „Sein“ vollendet oder thatsächlich ist; und demgemäß ist dasselbe eben gut. II. Der zweite Einwurf übersieht, in welcher Weise diese drei Elemente als „gut“ oder auch als im Sein befindlich bezeichnet werden; nicht nämlich als ob sie selber für sich beständen und so eigenes Sein hätten; sondern weil vermittelst ihrer andere Dinge gut sind und sind. Deshalb dürfen sie keineswegs wieder andere Elemente voraussetzen, durch welche sie „gut“ waren. So wird die weiße Farbe nicht deshalb als ein Sein bezeichnet, weil sie etwa durch etwas Anderes selbständiges Sein hätte; sondern weil durch sie etwas ein zufälliges Sein hat, nämlich der weiße Gegenstand. III. Jegliches Sein hält sich an eine innere maßgebende Form; und deshalb wird gemäß jeglicher Art von Sein eine Seinsweise, eine Form und Ordnung gewonnen. So hat der Mensch diese drei Elemente, soweit er Mensch ist. Er hat sie auch, soweit er weiß ist. Ebenso hat er sie wieder, insofern er tugendhaft, weise etc. ist. Nun beraubt das Übel eines gewissen Seins nur; wie z. B. die Blindheit der Sehkraft beraubt. Es nimmt somit nicht alle Seinsweise, Form und Ordnung hinweg, sondern nur jenes Maß, welches das entsprechend mangelnde Sein begleitet hatte; aIso im gegebenen Beispiele nur jene Seinsweise, Form und Ordnung, welche der Sehkraft gefolgt war. Alle übrige bleibt bestehen. IV. Es wird von schlechter Seinsweise, Form und Ordnung gesprochen, nicht als ob diese drei Elemente selber schlecht sein könnten; sondern entweder weil sie in geringerem Maße vorhanden sind als sie sein sollten, oder weil sie bei Dingen sind, zu welchen sie nicht gehören; oder weil sie unpassend und, unproportioniert sind. V. Die Kraft des Lichtes erstreckt sich auf alles Körperliche insgesamt; und deshalb wird im Verhältnisse zu diesem Körperlichen gesagt, das Licht sei ohne Zahl, Gewicht und Maß, nämlich von den sichtbaren Kreaturen aus angesehen.
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Summa theologiae
Articulus 5
Iª q. 5 a. 5 arg. 1
Ad quintum sic proceditur. Videtur quod ratio boni non consistat in modo, specie et ordine. Bonum enim et ens ratione differunt, ut supra dictum est. Sed modus, species et ordo pertinere ad rationem entis videntur, quia, sicut dicitur Sap. XI, omnia in numero, pondere et mensura disposuisti, ad quae tria reducuntur species, modus et ordo, quia, ut dicit Augustinus, IV super Gen. ad litteram, mensura omni rei modum praefigit, et numerus omni rei speciem praebet, et pondus omnem rem ad quietem et stabilitatem trahit. Ergo ratio boni non consistit in modo, specie et ordine.
Iª q. 5 a. 5 arg. 2
Praeterea, ipse modus, species et ordo bona quaedam sunt. Si ergo ratio boni consistit in modo, specie et ordine, oportet etiam quod modus habeat modum, speciem et ordinem, et similiter species et ordo. Ergo procederetur in infinitum.
Iª q. 5 a. 5 arg. 3
Praeterea, malum est privatio modi et speciei et ordinis. Sed malum non tollit totaliter bonum. Ergo ratio boni non consistit in modo, specie et ordine.
Iª q. 5 a. 5 arg. 4
Praeterea, illud in quo consistit ratio boni, non potest dici malum. Sed dicitur malus modus, mala species, malus ordo. Ergo ratio boni non consistit in modo, specie et ordine.
Iª q. 5 a. 5 arg. 5
Praeterea, modus, species et ordo ex pondere, numero et mensura causantur, ut ex auctoritate Augustini inducta patet. Non autem omnia bona habent pondus, numerum et mensuram, dicit enim Ambrosius, in Hexaemeron, quod lucis natura est, ut non in numero, non in pondere, non in mensura creata sit. Non ergo ratio boni consistit in modo, specie et ordine.
Iª q. 5 a. 5 s. c.
Sed contra est quod dicit Augustinus, in libro de natura boni, haec tria, modus, species et ordo, tanquam generalia bona sunt in rebus a Deo factis, et ita, haec tria ubi magna sunt, magna bona sunt; ubi parva, parva bona sunt; ubi nulla, nullum bonum est. Quod non esset, nisi ratio boni in eis consisteret. Ergo ratio boni consistit in modo, specie et ordine.
Iª q. 5 a. 5 co.
Respondeo dicendum quod unumquodque dicitur bonum, inquantum est perfectum, sic enim est appetibile, ut supra dictum est. Perfectum autem dicitur, cui nihil deest secundum modum suae perfectionis. Cum autem unumquodque sit id quod est, per suam formam; forma autem praesupponit quaedam, et quaedam ad ipsam ex necessitate consequuntur; ad hoc quod aliquid sit perfectum et bonum, necesse est quod formam habeat, et ea quae praeexiguntur ad eam, et ea quae consequuntur ad ipsam. Praeexigitur autem ad formam determinatio sive commensuratio principiorum, seu materialium, seu efficientium ipsam, et hoc significatur per modum, unde dicitur quod mensura modum praefigit. Ipsa autem forma significatur per speciem, quia per formam unumquodque in specie constituitur. Et propter hoc dicitur quod numerus speciem praebet, quia definitiones significantes speciem sunt sicut numeri, secundum philosophum in VIII Metaphys.; sicut enim unitas addita vel subtracta variat speciem numeri, ita in definitionibus differentia apposita vel subtracta. Ad formam autem consequitur inclinatio ad finem, aut ad actionem, aut ad aliquid huiusmodi, quia unumquodque, inquantum est actu, agit, et tendit in id quod sibi convenit secundum suam formam. Et hoc pertinet ad pondus et ordinem. Unde ratio boni, secundum quod consistit in perfectione, consistit etiam in modo, specie et ordine.
Iª q. 5 a. 5 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod ista tria non consequuntur ens, nisi inquantum est perfectum, et secundum hoc est bonum.
Iª q. 5 a. 5 ad 2
Ad secundum dicendum quod modus, species et ordo eo modo dicuntur bona, sicut et entia, non quia ipsa sint quasi subsistentia, sed quia eis alia sunt et entia et bona. Unde non oportet quod ipsa habeant aliqua alia, quibus sint bona. Non enim sic dicuntur bona, quasi formaliter aliis sint bona; sed quia ipsis formaliter aliqua sunt bona; sicut albedo non dicitur ens quia ipsa aliquo sit, sed quia ipsa aliquid est secundum quid, scilicet album.
Iª q. 5 a. 5 ad 3
Ad tertium dicendum quod quodlibet esse est secundum formam aliquam, unde secundum quodlibet esse rei, consequuntur ipsam modus, species et ordo, sicut homo habet speciem, modum et ordinem, inquantum est homo; et similiter inquantum est albus, habet similiter modum, speciem et ordinem; et inquantum est virtuosus, et inquantum est sciens, et secundum omnia quae de ipso dicuntur. Malum autem privat quodam esse, sicut caecitas privat esse visus, unde non tollit omnem modum, speciem et ordinem; sed solum modum, speciem et ordinem quae consequuntur esse visus.
Iª q. 5 a. 5 ad 4
Ad quartum dicendum quod, sicut dicit Augustinus in libro de natura boni, omnis modus, inquantum modus, bonus est (et sic potest dici de specie et ordine), sed malus modus, vel mala species, vel malus ordo, aut ideo dicuntur quia minora sunt quam esse debuerunt; aut quia non his rebus accommodantur, quibus accommodanda sunt; ut ideo dicantur mala, quia sunt aliena et incongrua.
Iª q. 5 a. 5 ad 5
Ad quintum dicendum quod natura lucis dicitur esse sine numero et pondere et mensura, non simpliciter, sed per comparationem ad corporalia, quia virtus lucis ad omnia corporalia se extendit, inquantum est qualitas activa primi corporis alterantis, scilicet caeli.