Übersetzung
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Summe der Theologie
Sechster Artikel. Das Gute wird zweckmäßig eingeteilt in das Anständige, Nützliche und Ergötzliche.
a) I. Gegen diese Einteilung scheint Aristoteles (I. Ethic. c. 6.) zu sein; denn er sagt, das Gute werde eingeteilt nach den zehn Prädikamenten. Die drei hier angegebenen Glieder des Guten können aber in ein und demselben Prädikamente sich finden; wie z. B. in dem der „Substanz“. II. Wird eine „Art“ durch Gattungen geteilt, wie die „Art“ sinnbegabt durch die Gattungen: vernünftig und unvernünftig; so sind diese letzteren einander entgegengesetzt. Diese drei Glieder des Guten aber sind sich nicht einander entgegengesetzt; da vieles Anständige auch nützlich ist; und nichts Unanständiges oder Unehrbares wirklichen Nutzen gewährt. . III. Wo eines wegen des anderen aufgeführt wird; da ist am Ende nur eines. Das Nützliche aber ist kein Gut, außer wenn es dem Ergötzen dient oder dem Anstande. Also darf gar nicht das Nützliche ein eigenes Glied sein in der Einteilung des Guten. Auf der anderen Seite gebraucht Ambrosius (!ib. I. de off. c. 9.) diese Einteilung.
b) Ich antworte, daß die erwähnte Einteilung zwar auf den ersten Blick nur eigen erscheint dem Guten, wie es der menschlichen Natur entspricht. Wer aber tiefer dieselbe erforscht, wird finden, daß sie dem „Guten“ an sich angepaßt ist, insoweit dieses wirklich „Gutes“ ist. Denn das Gute ist überhaupt etwas, weil es begehrenswert und demgemäß der Zielpunkt der Bewegung des Begehrens ist. Die Art und Weise der Begrenzung einer solchen Bewegung kann aber erwogen werden auf Grund der körperlichen Bewegung von Ort zu Ort. Letztere wird ohne weitere Bedingung begrenzt durch den schließlichen Zielpunkt. Sie kann aber auch zeitweise mit Rücksicht auf gewisse Umstände begrenzt sein durch einen Zwischen-Zielpunkt, der etwa in der Mitte liegt; wie wenn jemand, der eine Tagreise macht, sich ausruht zur Mittagszeit. Dieser Zwischen-Zielpunkt würde einen Teil der örtlichen Bewegung begrenzen; der eigentliche Zielpunkt jedoch die ganze. Nun kann auch noch dieser eigentliche Zielpunkt für das ganze Begehren in doppelter Weise aufgefaßt werden: entweder als die Sache selbst, zu der man will; mag dies ein Ort sein oder eine Form, die man haben möchte; oder auch als die Ruhe an diesem Orte oder im Besitze dieser Form. So also würde, wenn wir zur Bewegung des Begehrens uns wenden, „nützlich“ genannt werden: der Zwischen-Zielpunkt, oder jenes Gut, welches man nur erstrebt behufs des Besitzes eines anderen. Die Sache aber, welche das ganze Begehren als schließlicher Zielpunkt begrenzt, wäre als „anständig“ oder „ehrbar“ zu bezeichnen. Speciell die Ruhe im Besitze dieser Sache wäre das Ergötzliche. I. Der erste Einwurf verwechselt das „Gute“, insoweit es dem wirklichen Sein nach ein und dasselbe ist mit dem Subjekte als dem Träger, und insoweit es eine eigene Auffassung in der Vernunft zur Folge hat. In ersterem Sinne wird es geteilt durch die zehn Predikamente, im letzteren als eigentlich „Gutes“ wie oben. II. Dasselbe vergißt der zweite Einwurf. Nicht die Sachen sind bei dieser Einteilung einander entgegengesetzt, sondern die Gründe oder die Auffassungen der Vernunft. Jedoch werden auch im eigentlichem Sinne ergötzlich jene Dinge genannt, welche nur deshalb begehrt werden, weil sie Freude gewähren und die übrigens nicht selten schädlich und unanständig sind. Nützlich werden jene anderen genannt, welche nur erstrebt werden, weil sie zu einem anderen Gute führen; wie die bittere Medizin. Anständig wären dann jene endlich, die wegen ihrer selbst begehrt werden. III. Der dritte Einwurf verkennt die bestimmte Gattung dieser Einteilung. Es ist keine Einteilung, wie die der Pflanzen in ihre verschiedenen Klassen, wo in einer jeden dieser Klassen ein und dasselbe Wesen der Pflanze wiederkehrt; es ist keine divisio univoca. Vielmehr besteht sie nur in einer gewissen Analogie; wie etwa das „Gesunde“ vom tierischen Körper und von der Medizin ausgesagt wird; zuerst und eigentlich nämlich vom Körper, dann aber als von der Ursache des „Gesunden“, nicht im eigentlichen Sinne, von der Medizin. So wird das „Gute“ ausgesagt zuerst vom „Anständigen“, das wegen seiner selbst begehrt wird; dann vom „Ergötzlichen“ und endlich vom „Nützlichen“, das den ganzen Grund des Erstrebtwerdens nicht von sich selber, sondern von einem anderen Gute hat.
Edition
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Summa theologiae
Articulus 6
Iª q. 5 a. 6 arg. 1
Ad sextum sic proceditur. Videtur quod non convenienter dividatur bonum per honestum, utile et delectabile. Bonum enim, sicut dicit philosophus in I Ethic., dividitur per decem praedicamenta. Honestum autem, utile et delectabile inveniri possunt in uno praedicamento. Ergo non convenienter per haec dividitur bonum.
Iª q. 5 a. 6 arg. 2
Praeterea, omnis divisio fit per opposita. Sed haec tria non videntur esse opposita, nam honesta sunt delectabilia, nullumque inhonestum est utile (quod tamen oportet, si divisio fieret per opposita, ut opponerentur honestum et utile), ut etiam dicit Tullius, in libro de officiis. Ergo praedicta divisio non est conveniens.
Iª q. 5 a. 6 arg. 3
Praeterea, ubi unum propter alterum, ibi unum tantum est. Sed utile non est bonum nisi propter delectabile vel honestum. Ergo non debet utile dividi contra delectabile et honestum.
Iª q. 5 a. 6 s. c.
Sed contra est quod Ambrosius, in libro de officiis, utitur ista divisione boni.
Iª q. 5 a. 6 co.
Respondeo dicendum quod haec divisio proprie videtur esse boni humani. Si tamen altius et communius rationem boni consideremus, invenitur haec divisio proprie competere bono, secundum quod bonum est. Nam bonum est aliquid, inquantum est appetibile, et terminus motus appetitus. Cuius quidem motus terminatio considerari potest ex consideratione motus corporis naturalis. Terminatur autem motus corporis naturalis, simpliciter quidem ad ultimum; secundum quid autem etiam ad medium, per quod itur ad ultimum quod terminat motum, et dicitur aliquis terminus motus, inquantum aliquam partem motus terminat. Id autem quod est ultimus terminus motus, potest accipi dupliciter, vel ipsa res in quam tenditur, utpote locus vel forma; vel quies in re illa. Sic ergo in motu appetitus, id quod est appetibile terminans motum appetitus secundum quid, ut medium per quod tenditur in aliud, vocatur utile. Id autem quod appetitur ut ultimum, terminans totaliter motum appetitus, sicut quaedam res in quam per se appetitus tendit, vocatur honestum, quia honestum dicitur quod per se desideratur. Id autem quod terminat motum appetitus ut quies in re desiderata, est delectatio.
Iª q. 5 a. 6 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod bonum, inquantum est idem subiecto cum ente, dividitur per decem praedicamenta, sed secundum propriam rationem, competit sibi ista divisio.
Iª q. 5 a. 6 ad 2
Ad secundum dicendum quod haec divisio non est per oppositas res, sed per oppositas rationes. Dicuntur tamen illa proprie delectabilia, quae nullam habent aliam rationem appetibilitatis nisi delectationem, cum aliquando sint et noxia et inhonesta. Utilia vero dicuntur, quae non habent in se unde desiderentur; sed desiderantur solum ut sunt ducentia in alterum, sicut sumptio medicinae amarae. Honesta vero dicuntur, quae in seipsis habent unde desiderentur.
Iª q. 5 a. 6 ad 3
Ad tertium dicendum quod bonum non dividitur in ista tria sicut univocum aequaliter de his praedicatum, sed sicut analogum, quod praedicatur secundum prius et posterius. Per prius enim praedicatur de honesto; et secundario de delectabili; tertio de utili.