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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars Secundae Partis
Quaestio 46

Dritter Artikel. Der Zorn ist nicht in der Begehrkraft.

a) Dagegen sagt: I. Cicero (4 Tuscul.): „Der Zorn ist eine Begierde.“ II. Augustin in der Regel: „Der Zorn wächst zum Hasse heran“ und Gregor von Nyssa (de nat. hom. 21.): „Der Zorn ist zusammengesetzt aus dem Verlangen und der Trauer. III. Cicero (l. c.): „Der Haß ist veralteter Zorn.“ Auf der anderen Seite ist der Zorn die Ursache, daß man die betreffende Kraft „Abwehrkraft“ nennt.

b) Ich antworte, der Gegenstand der Begehrkraft sei das Gute und Böse schlechthin ohne weiteren Zusatz; der Gegenstand der Abwehrkraft aber wohl das Gleiche, jedoch mit dem Zusätze von Schwierigkeiten. Der Zorn nun richtet sich auf zweierlei: 1. auf die Rache, 2. auf jenen, an dem Rache zu nehmen ist; und Beides schließt Schwierigkeiten ein. Denn die Zornesbewegung ersteht nicht, außer wenn jedes von beiden mit etwas Großem, Bedeutendem verknüpft ist; was nämlich unbedeutend ist, das erscheint des Zornes nicht wert, sagt Aristoteles. (2 Rhet. 2.) Also ist der Zorn in der Abwehrkraft.

c) I. Cicero nennt Begierde jedes Verlangen nach etwas Gutem; und berücksichtigt nicht das „Schwierige“ im Gegenstande des Zornes. II. Der Zorn wächst zum Hasse heran, nicht als ob es die eine und selbe Leidenschaft wäre, die nun Zorn und dann Haß ist; sondern im Wege der Ursächlichkeit. Denn der langanhaltende Zorn verursacht Haß. Trauer und Verlangen aber setzen den Zorn zusammen, nicht wie Teile, sondern als Ursachen. III. ist damit beantwortet.

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