Fünfter Artikel. Die Taufe macht speciell zu Gliedern Christi, erleuchtet und macht fruchtbar.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Nur dem gläubigen erwachsenen wird die Taufe gegeben, nach Mark. ult.: „Wer glaubt und getauft ist.“ Durch den Glauben aber wird jemand Christo eingegliedert, nach Ephes. 3.: „Durch den Glauben möge Christus wohnen in eueren Herzen.“ Also wer getauft wird, ist schon ein Glied Christi. II. Das Erleuchten vollzieht sich durch Belehrung, nach Ephes. 3.: „Mir, dem geringsten aller gläubigen, ist verliehen worden diese Gnade, zu erleuchten alle.“ Die Belehrung aber geschieht vor der Taufe in der Katechese. III. Fruchtbarkeit gehört dem wirksam thätigen Erzeugen an. Durch die Taufe aber wird jemand wiedererzeugt. Also ist Fruchtbarkeit keine Wirkung der Taufe. Auf der anderen Seite sagt Augustin (l. c.), durch die Taufe werden die Menschen zu Gliedern Christi. Dionysius aber schreibt(2. de eccl. hier.), daß die Taufe erleuchte. Die Glosse zu Ps. 22. (super aquam), daß die durch die Sünde ausgedörrte Seele fruchtbar werde durch die Taufe.
b) Ich antworte, durch die Taufe werde jemand wiedererzeugt zu geistigem Leben, das da ist durch den Glauben Christi, nach Gal. 2.: „Was ich aber lebe jetzt im Fleische, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes.“ Das Leben nun erstreckt sich auf die Glieder, soweit sie mit dem Haupte verbunden sind, von welchem sie Bewegung und dem Sinnesleben eigene Wirksamkeit erhalten. Notwendig also muß durch die Taufe jemand Glied werden am Leibe, dessen Haupt Christus ist. Wie aber vom Haupte im Bereiche der Natur die Sinnesthätigkeit und die Bewegung den Gliedern sich mitteilt, so geht vom Haupte Christus aus der geistige Sinn, der da besteht im Erkennen der Wahrheit, und die geistige Bewegung, die da sich ergießt aus dem Einflüsse der Gnade. Die getauften also nehmen als solche teil an der „Fülle von Wahrheit und Gnade“ in ihrem Haupte Christus (Joh. 1, 14. u. 16.).
c) I. Die erwachsenen, die vorher den Glauben an Christum haben, werden dadurch Glieder am Leibe Christi ihrem Geiste nach. Durch den wirklichen Empfang der Taufe aber werden sie Glieder auch in körperlicher Weise, nämlich durch das sichtbare Sakrament; jedoch konnten sie ohne die Sehnsucht nach selbem auch nicht geistigerweise Glieder Christi werden. II. Der Lehrer erleuchtet von außen her durch Überredung. Gott erleuchtet von innen aus, indem Er die Herzen der getauften vorbereitet für das Aufnehmen der Lehre der Wahrheit, nach Joh. 6.: „Es ist geschrieben in den Propheten: Alle werden sein belehrt von Gott.“ III. Fruchtbarkeit, wie sie als Wirkung der Taufe hingestellt wird, will heißen: Gute Werke hervorbringen. Es ist dies nicht jene Fruchtbarkeit, kraft deren andere in Christo gezeugt werden, nach 1. Kor. 4.: „In Christo Jesu habe ich durch das Evangelium euch gezeugt.“
