Siebenter Artikel. Vom Zwecke hängt die Güte des Willens im Bereiche des Zweckdienlichen ab.
a) Dagegen: I. Ist Artikel 2 erwiesen, daß nur vom Gegenstande die Güte des Willens abhängt. Im Zweckdienlichen aber ist etwas Anderes das, was Gegenstand des Wollens ist und etwas Anderes ist der beabsichtigte Zweck. Also darin hängt der Wille nicht vom Zwecke ab. II. Das Gebot Gottes beobachten wollen, gehört zum guten Willen. Dies kann aber einem schlechten Zwecke, z. B. der Begierde nach Geldoder nach Ruhm dienen. Also die Güte des Willens hängt nicht ab vom Zwecke. III. „Gut“ und „Schlecht“ bilden den Wesensunterschied in den Willensakten und ebenso begründen sie den Wesensunterschied in der Zweckrichtung. Die Bosheit des Willens aber hängt nicht ab vom schlechten Zwecke, der beabsichtigt ist; denn wer stiehlt, hat einen schlechten Willen, wenn auch sein Zweck, z. B. das Almosengeben vom Gestohlenen gut ist. Auf der anderen Seite sagt Augustin (9 Conf. 3.): „Die Absicht wird von Gott belohnt.“ Da also nur für das Gute jemand von Gott belohnt wird und die Absicht dem Zwecke zugewendet ist, so ist die Güte des Willens zu beurteilen gemäß der Absicht, die auf den Zweck geht.
b) Ich antworte, daß die Absicht manchmal dem Willensakte vorhergeht und manchmal demselben folgt. Die Absicht geht dem Willensakte als dessen Grund vorher, wenn wir etwas auf Grund der Absicht wollen, einen bestimmten Zweck zu erreichen. In diesem Falle ist die Beziehung zum Zwecke als eine gewisse Richtschnur zu betrachten für die Bemessung des Guten, was sich im Gewollten findet; wenn z. B. jemand fasten will wegen Gott. Denn dann ist in selbem Maße das Fasten gut; und es ist deshalb gut, weil es wegen Gott geschieht. Da also die Güte des Willens abhängt von dem Guten, was im gewollten Gegenstande sich findet, so hängt da die Güte des Willens von der Absicht ab, die auf den Zweck geht. Die Absicht aber folgt dem Willen, wann sie zum bereits bestehenden Wollen hinzutritt; wenn nämlich jemand etwas thun will und es nachher auf Gott bezieht. In diesem Falle hängt die Güte des ersten Wollens nicht ab von der diesem folgenden Absicht, außer insoweit das erste Wollen zusammen mit dieser Absicht wiederholt wird.
c) I. Ist die Absicht die Ursache des Wollens; dann ist die geordnete Beziehung zum Zwecke wie ein Grund für das erstrebenswerte Gute im Gegenstande. II. Der Wille ist nicht gut, wenn eine schlechte Absicht die Ursache ist für das Wollen. Denn wer aus Ruhmsucht Almosen geben will, der will einen Gegenstand, der an sich gut ist; aber er will ihn auf Grund von etwas Schlechtem. Also wie dieser Gegenstand von ihm aufgefaßt und gewollt erscheint, ist er als Gegenstand ein schlechter; und deshalb ist der entsprechende Wille schlecht. Folgt aber etwa die schlechte Absicht, dann konnte das erste Wollen zwar gut sein; aber durch die folgende Absicht wird das dementsprechende nachfolgende Wollen, also auch das erste, insoweit es wiederholt wird, verdorben. III. Aus dem angezogenen Grundsatze folgt eben, daß der Wille in jedem Falle schlecht ist, sei es daß der Gegenstand an sich schlecht ist sei es daß er unter einem schlechten Gesichtspunkte gewollt ist; — und ebenso daß der Wille nur dann gut ist, wenn er das Gute will und zugleich wenn er es auf Grund des Guten will.
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