6.
Ich halte es für gut, meine Schwestern, dieser Erklärung einige Belehrungen für jene aus euch beizufügen, die der Herr rein in seiner Güte zu dieser Gebetsstufe geführt hat; denn ich weiß, daß solche unter euch sind. Vor allem möchte ich sie da auf eine Versuchung aufmerksam machen, die leicht vorkommen kann. Wenn nämlich diese Seelen (im Gebete der Ruhe) sich in eine so große Wonne versenkt sehen, ohne zu wissen, wie sie dazu gekommen — wenigstens erkennen sie, daß sie von sich selbst nicht dazu gelangen konnten —, so werden sie zu dem Gedanken versucht, sie könnten diese Wonne festhalten; darum möchten sie nicht einmal Atem schöpfen. Das ist aber Torheit. Denn so wenig wir bewirken können, daß es Tag wird, ebensowenig können wir verhindern, daß wieder die Nacht hereinbricht. Dieser Zustand ist nicht mehr unser Werk, sondern etwas Übernatürliches, das zu erwerben ganz außer dem Bereich unserer Macht liegt. Das beste Mittel, diese Gnade am längsten in uns zu erhalten, ist die klare Erkenntnis, daß wir weder etwas davon nehmen noch etwas dazutun, sondern sie nur, als ihrer ganz unwürdig, annehmen und dafür danken können. Dieses Danken soll jedoch nicht mit vielen Worten geschehen, sondern dadurch, daß wir mit dem Zöllner nur unsere Augen erheben.
