15.
Es mag sein, daß ich mich hierin täusche; aber ich sehe es und weiß, daß es so geht. Dies ist meines Erachtens auch der Grund, warum es wenige gibt, die auf dem Wege des Gebetes weiter voranschreiten. Man dient dem Herrn nicht so, wie eine so große Gnade es erforderte, und bereitet sich nicht zu, sie aufs neue zu empfangen; vielmehr nimmt man dem Herrn den Willen, den er schon als sein Eigentum besitzt, wieder aus der Hand und wendet ihn niedrigen Dingen zu. Nimmt da der Herr solchen Seelen, wenn sie noch ein reines Gewissen bewahren, auch nicht alles, was er ihnen gegeben, so sucht er doch andere, die ihn lieben, um ihnen mehr zu geben. Leider aber gibt es Personen, und auch ich gehörte einst dazu, die der Herr innerlich rührt, denen er heilige Einsprechungen gibt und Licht, um die Eitelkeit alles Irdischen zu erkennen, die er sogar durch das Geschenk des Gebetes der Ruhe in den Besitz seines Reiches auf Erden setzt und die desungeachtet sich taub gegen ihn zeigen. Sie lieben es so sehr, viele mündliche Gebete, die sie sich täglich vorgenommen haben, in großer Eile herzusagen, gleich einem, der sein Tagewerk fertigbringen möchte. Wenn ihnen daher, wie gesagt, der Herr sein Reich gleichsam in die Hände legt, so nehmen sie es nicht an. Sie glauben besser zu tun, wenn sie ihre mündlichen Gebete sprechen, und wenden sich deshalb von der dargebotenen Gnade ab.
