11. Zur Geburt Jesu
Ihr Hirten, die ihr wachet,
Eure Herden zu behüten,
Seht, euch ist ein Lamm geboren,
Sohn des Allerhöchsten, Gottes!
1. Arm erscheint es und verachtet,
Säumet nicht, es zu behüten!
Denn der Wolf will es euch rauben,
Eh ihr euch daran erfreuet.
»Reich den Hirtenstab mir, Lieber!
Er soll stets zur Hand mir bleiben.
Niemand soll das Lamm uns rauben,
Ist’s ja Gott, der Allerhöchste.«
2. Bange Zweifel mich verwirren
Halb vor Freud’ und halb vor Schmerzen:
Ist es Gott, der heut geboren,
Wie kann er den Tod erleiden?
»Er ist Gott, doch Mensch nicht minder;
In der Hand hat er das Leben.
Siehe, wahrlich dieses Lamm ist
Sohn des Allerhöchsten, Gottes!«
3. Seltsam, daß sie zu ihm flehen,
Den sie einst so grimm verfolgten?
»Doch ist’s besser wohl, mein Lieber,
Als wenn er zur Heimat kehrte.
Wohl und Weh ist ohne Schranken!
Stets in seine Hand gegeben.
Nun er kam, soll er auch leiden,
Sohn des Allerhöchsten, Gottes.«
4. Wenig nur rührt dich sein Leiden.
Ach, wie wahr ist’s, daß dem Menschen
Ganz entgeht des Nächsten Unglück,
Wenn ihm Glück daraus erblühet!
»Aber sieh, man wird ihn preisen
Als den Hirten großer Herden!«
Wohl, doch immer ist es schrecklich,
Daß Gott stirbt, der Allerhöchste.
