2.
1. Unsere Nahrung aber sei einfach und anspruchslos, wie es der Wahrheit entspricht und für einfache und anspruchslose Kinder paßt, da sie ja für das Leben, nicht für das Schwelgen erforderlich ist. Dies aber, dies Leben, besteht aus zweierlei, aus Gesundheit und Kraft; ihnen entspricht aber am meisten eine einfache Nahrung, 1 weil eine solche die richtige Verdauung und die Beweglichkeit des Körpers fördert; aus ihnen aber entsteht Wachstum und Gesundheit und angemessene Körperkraft, nicht eine übertriebene und trügerische und unselige, wie es die der Athleten infolge ihrer durch strenge Vorschriften erzwungenen Nahrungsaufnahme ist. 2
2. Wir müssen also die Vielgestaltigkeit der Speisen verabscheuen, die mannigfache Schäden verursacht, wie Kränklichkeit des Körpers und verdorbenen Magen, 3 da der Geschmack durch eine verderbliche Kunst, nämlich die Kochkunst, und die unnütze Geschicklichkeit der Zuckerbäckerei verführt wird. Denn Ernährung wagt man die Hingabe an Schwelgereien zu nennen, die zu schädlichen Lüsten hinabgleitet.
3. Der Arzt Antiphanes aus Delos 4 nannte aber diese Mannigfaltigkeit der Speisen sogar eine der Krankheitsursachen, da diejenigen, die keinen Geschmack an der Wahrheit (d. i. der einfachen und natürlichen Nahrung) finden, in ihrer auf Abwechselung erpichten eitlen Ruhmsucht von der Mäßigkeit in der Lebensführung nichts wissen und sich überseeische Leckerbissen verschaffen wollen.
Vgl. Muson. rell. p. 105, 4-7. ↩
Vgl. hierzu und zum Folgenden Platon, Gorgias p. 464 A ff.; Staat III p. 404 A ff. Zu dem Wortspiel mit ἀθλητής und ἄθλιος vgl. Philon, De vita cont. 41; Galen, Protr. 11 p. 18, 2-5 Kaibel. Im folgenden Wortspiel mit τροφή und τρυφή . ↩
Kock CAF III p. 442 f. Adesp. 179. ↩
Verfasser einer Πανόπτης betitelten Schrift. ↩
