3.
S. a10 1. Und während ich nur Mitleid mit einer solchen krankhaften Neigung haben kann, schämen sie sich nicht, ihr schwelgerisches Leben 1 noch durch Dichtungen zu verherrlichen, indem sie sich um die Muränen in der Meerenge von Sizilien kümmern und um die Aale aus dem Maiandros 2 und die Zickchen von Melos 3 und die Meeräschen von Skiathos 4 und die Muscheln von Peloros 5 und die Austern von Abydos, 6 dabei aber auch die kleinen Salzfische von Lipara 7 nicht außer acht lassen oder die Rüben von Mantineia, 8 aber ebensowenig den bei den Askraiern 9 wachsenden Mangold; eifrig verlangen sie auch nach den Kammuscheln von Methymna 10 und den Schollen von Attika und den Krammetsvögeln von Daphne 11 und den durch ihre Färbung den Schwalben ähnlichen Feigen, 12 um derentwillen der unglückselige Perser mit fünf Millionen nach Griechenland zog. 13
2. Außerdem kaufen sie an Geflügel zusammen die Vögel aus Phasis, 14 die Haselhühner aus Ägypten, den Pfau aus Medien, Bei diesen Leckerbissen verändern die S. a11 Schlemmer noch durch Gewürze den Geschmack und sind dann voll Gier auf die Speisen aus; und was immer die Erde und des Meeres Tiefe und der Luft unermeßliche Weite 15 hervorbringt, das verschaffen sie sich für ihre Gefräßigkeit. Geradezu wie mit einem Netz scheinen diese begehrlichen und vielgeschäftigen Leute die ganze Welt für ihre Schwelgerei zu durchfischen; von zischenden Bratpfannen 16 umrauscht und ihr ganzes Leben mit Mörser und Keule beschäftigt, 17 wollen diese gefräßigen Menschen alles verzehren wie das Feuer das Holz. 18 Ja sogar der einfachsten Speise, dem Brot, nehmen sie die Kraft, indem sie vom Weizen die eigentlich nahrhaften Bestandteile durch Aussieben entfernen, so daß die notwendige Speise in ein Mittel schimpflicher Genußsucht verwandelt wird.
„Wohlleben“ ἡδυπάθεια war der Titel einer Dichtung des Syrakusaners Archestratos; sie wurde von Ennius in seinem Gedicht Heduphagetica benützt. — Zu der folgenden Aufzählung von Leckerbissen vgl. Athen. I p. 4 CD; III p. 75 CD; VII p. 299 C; Pollux VI 63. 81; Gellius VI 16; Kock CAF III p. 425 ff. ↩
Fluß in Kleinasien. Zu den Aalen aus ihm vgl. Semonides von Amorgos Fr. 9. ↩
Eine der kykladischen Inseln. ↩
Insel nördlich von Euboia. ↩
Nordöstliches Vorgebirge von Sizilien. ↩
Stadt am Hellespont. ↩
Insel bei Sizilien. ↩
Stadt in Arkadien. ↩
Bewohner der Stadt Askra in Boiotien. ↩
Stadt auf der Insel Lesbos. ↩
Insel bei Bithynien. ↩
Vgl Athen. XIV p. 652 F. ↩
Dinon Fr. 12 FHG II p. 91 bei Athen. XIV p. 652 BC erzählt, Xerxes habe, als er einmal auf seinem Tische attische Feigen gehabt habe, verboten, wieder solche auf seinen Tisch zu bringen, bis er sie nicht mehr kaufen müsse, sondern nehmen könne, wie viele er wolle. ↩
Fluß und Stadt Kleinasiens in Kolchis; darnach ist der Fasan benannt. ↩
Wohl aus einem Dichter; vgl. Pindar Fr. 220 Schroeder. ↩
Vgl. Telekleides Fr. 10 CAF I p. 212. ↩
Vgl. CAF III p. 436 Adesp. 140. ↩
Ignat. Ep. ad Röm. VII 2 nennt das Feuer „holzliebend“. ↩
