16.
1. Der Apostel Matthäus nährte sich von Samenkörnern und Nüssen und Gemüsen ohne Fleisch; 1 Johannes trieb die Enthaltsamkeit aber noch weiter und „aß Heuschrecken und wilden Honig“. 2
2. Des Schweinefleisches enthielt sich aber auch Petrus. Aber „es kam über ihn eine Verzückung“, so ist in der Apostelgeschichte geschrieben, „und er sieht den Himmel offen und ein an den vier Ecken angebundenes Gefäß auf der Erde; alle die vierfüßigen Tiere und die Kriechtiere der Erde und die Vögel des Himmels waren in ihm; S. a26 und es kam eine Stimme zu ihm: Stehe auf und opfere und iß! Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr; denn ich habe niemals etwas Gemeines oder Unreines gegessen. Und die Stimme kam wieder zum zweiten Male zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das erkläre du nicht für unrein!“ 3
3. Aber auch für uns ist der Gebrauch (von Speisen) etwas Gleichgültiges (d.h. an und für sich weder gut noch böse). „Denn nicht das, was in den Mund hineinkommt, macht den Menschen unrein“, 4 sondern die törichte Auffassung von der Unenthaltsamkeit. Denn als Gott den Menschen geschaffen hatte, sagte er: „Alles soll euch zur Nahrung dienen.“ 5 „Gemüse mit Liebe ist besser als ein Kalb mit Heimtücke.“ 6
4. Dies erinnert gut an das, was wir früher sagten, 7 daß das Gemüse nicht die Liebe ist, daß aber die Mahlzeiten mit Liebe einzunehmen sind. Gut ist die mittlere Lage in allen Dingen, nicht am wenigsten aber bei der Einrichtung der Mahlzeiten; denn die äußersten Gegensätze sind immer gefährlich, die mittleren Zustände dagegen gut. Die richtige Mitte aber hat alles, was nichts von dem Notwendigen vermissen läßt; denn die naturgemäßen Begierden werden durch das auskömmliche Maß begrenzt.
„Wahrscheinlich Verwechslung mit dem Apostel Matthias“ A. Jülicher, Prot. Realenc. 3. Aufl. XII S.429, 20; aber vgl. auch Mart. Matth. 1 Act. apost. apocr. ed. Bonnet II 1 p.218, 8 f. ↩
Matth. 3, 4; Mark. 1, 6. ↩
Apg. 10, 10—15. ↩
Matth. 15, 11. ↩
Gen. 1, 29; 9, 3. ↩
Sprichw. 15, 17. ↩
Vgl. Paid, II 4, 3 f. ↩
