9.
1. Die natürliche Verwendung der Speise ist also an und für sich weder gut noch böse. „Denn wir haben weder einen Vorteil, wenn wir essen“, so heißt es, „noch einen Nachteil, wenn wir nicht essen.“1 Aber es ist nicht vernünftig, daß am „Tische der Dämonen“ 2 diejenigen teilnehmen, die der göttlichen und geistlichen Speise teilhaftig zu sein gewürdigt worden sind. „Haben wir nicht Macht zu essen und zu trinken“, sagt der Apostel, „und Frauen mit uns herumzuführen?“ 3 Aber indem wir die Lüste beherrschen, hemmen wir offenbar die Begierden. „Sehet also zu, daß diese eure Macht nicht etwa den Schwachen zum Anstoß werde!“ 4
2. Wir dürfen also nicht nach dem Beispiel des reichen Sohnes im Evangelium gleichsam Prasser werden und so die Gaben des Vaters mißbrauchen, 5 sondern wir müssen sie gebrauchen, ohne uns von ihnen abhängig zu machen, da wir ihre Herren sind; denn wir wurden ja dazu bestimmt, Könige und Gebieter über alles zu sein, was uns zur Nahrung gegeben ist, 6 nicht aber seine Sklaven.
3.7 Bewundernswert ist es also, wenn man zu der Wahrheit emporblickt, sich fest an die göttliche Speise, die droben ist, hält und sich von der unerschöpflichen Betrachtung des wahrhaft Seienden ganz erfüllen läßt, wodurch man die beständige und dauernde und reine Freude genießt. Daß wir dieses Liebesmahl erwarten müssen, das zeigt die Speise, die von Christus ist.
4. Völlig unvernünftig und unnütz und nicht menschenwürdig ist es aber, wie das gemästete Vieh sich nur für den Tod ernähren zu lassen, indem die aus Erde Geschaffenen immer auf die Erde hinabblicken und auf die Speisetische gebückt sind, S. a18 dem lüsternen Leben nachjagen und das Gute hier unten vergraben in dem Leben, das bald nicht mehr sein wird, 8 und nur dem Gaumen schmeicheln, 9 um dessentwillen die Köche höher geschätzt werden als die Bauern. 10 Wir wollen den geselligen Verkehr wirklich nicht verbieten, aber die gefährliche Form des gewöhnlichen Verkehrs betrachten wir wie ein Unheil mit Argwohn.
