10.
Aber ich weiß wohl, daß du entgegnest: „Warum schuf er denn überhaupt dann den Wein, wenn er ihn zu trinken verbieten will?“ Aber er untersagt es nicht, ihn zu trinken, sondern nur, sich damit zu berauschen, wie er auch das Weib zur Ehe schuf und die Unzucht verbot; er schuf auch das Eisen zur Verwendung im Ackerbau und verbot, es zum Morde zu gebrauchen. So schuf er auch den Wein unserer Schwäche wegen, das maßlose Trinken verbot er. Nicht das Trinken rügt er, aber er straft es, sich zu berauschen. Ja, der Wein ist sogar notwendig für die Kranken und Trauernden und für das heilige (große) Sakrament wie es ja auch heißt: Der Wein (ist) für die Trauernden und ist die Freude derer, die in Betrübnis sind1. Für die Bestreitung der (notwendigen) Lebensbedürfnisse genügen Brot, Wasser S. 184 und Kleidung; alles andere dagegen ist Begierlichkeit und nicht notwendig; manche sind durch Gewöhnung und (oder) freie Einwilligung daran gekettet, andere haben sich durch Willen und Gewöhnung davon frei gemacht. Wir wollen uns darum durch Gewöhnung nicht knechten lassen unter das schlimme und teuflische Laster der Trunksucht; nein, mit festem Willen wollen wir uns frei halten von der Ausschweifung im Essen und vom übermäßigen Trinken, damit wir seine Gebote beobachten; Ordnung in den Sitten halten, ein Leben der Tugend führen, heilige Liebe üben, treu das Fasten beobachten, dem Gebete obliegen, Werke der Barmherzigkeit üben und bestrebt sein, bescheiden zu sein, uns zu heiligen und unsere Seele zu retten; unser Ende wird dann ein gutes sein, denn wir werden des ewigen Lebens uns rühmen und unter die Seligen eingereiht werden; erben werden wir das ersehnte Paradies und uns erfreuen an den unvergänglichen Gütern in Christus Jesus, unserm Herrn; ihm sei Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Sprichw. 31, 6. ↩
