3.
Auch wollen wir nicht ernstlich ins Auge fassen, welche Bürden für eine solche Reise uns leicht fallen und mit ihren Trägern hinübergehen können, um dort, zum Eigentum der Besitzer geworden, unser Leben wonnevoll zu gestalten, und welche schwer, drückend und mit der Erde verwachsen sind und ihrer Natur nach nie den Menschen eigen werden noch ihren Besitzern durch jene enge Pforte folgen können. Im Gegenteile: Was wir hätten sammeln sollen, ließen wir beiseite, und was wir verachten sollten, das sammeln wir; was mit uns sich vereinigen und wirklich ein entsprechender Schmuck für Seele und Leib werden kann, darauf achten wir nicht einmal; was aber stets fremd bleibt, und nur Schmach einträgt, das suchen wir zu sammeln in vergeblichem Bemühen und Anstrengen — wie einer, der in Selbsttäuschung ein durchlöchertes Faß füllen wollte. Das ist doch wohl, meine ich, längst allen Kindern bekannt, daß keiner von den Lebensgenüssen, nach denen der große Haufe hascht, wirklich unser Eigentum ist oder werden kann, daß vielmehr diese Dinge allgemein gleich fremd sind, sowohl denen, die sie zu genießen scheinen, als auch denen, die ihnen fern bleiben. So bleibt das Gold, das einige haufenweise im Leben sich sammeln, nicht ewig ihr Eigentum; vielmehr entflieht es ihnen schon bei Lebzeiten, so fest sie es auch halten mögen, und geht zu Mächtigeren über, oder es verläßt sie auf dem Sterbebette und will nicht mit den Besitzern hinübergehen. Ja, wenn der Tod die Seele gewaltsam vom armseligen Leibe trennt und sie auf den unvermeidlichen Weg zwingt, dann schauen die Leute häufig nach ihrem Geld um und beweinen die Schweißtropfen, die es sie von Jugend an gekostet hat. Der Reichtum wandert jetzt in andere Hände, während sie selbst nur die Mühe des Sammelns und den Vorwurf der Habsucht davon hatten. Und besitzt einer tausend Morgen Land, prächtige Häuser, Viehherden aller Art, hat einer alle Macht S. 348 über Menschen, er genießt diese Dinge nicht ewig; nur kurz hat er einen Ruf davon; dann gehen sie auf einen andern über, und ihm selbst bleiben nur einige Fuß Erde. Oft muß man aber auch sehen, wie schon vor der Beerdigung und vor dem Ableben das Vermögen an andere, gar an Feinde übergeht. Oder wissen wir nicht, wieviele Äcker, wieviele Häuser, wieviele Völker und Städte noch bei Lebzeiten ihrer Herrn die Namen anderer Gebieter angenommen haben? Wissen wir nicht, wie solche, die vordem Sklaven waren, den Herrscherthron bestiegen, aber solche, die Herr und Gebieter genannt wurden, damit zufrieden waren, mit zu den Untergebenen zu gehören, und sich vor ihren früheren Sklaven bückten, nachdem sich ihr Glück, wie beim Würfelspiel, gewendet hatte?
