12.
Zerbrich dir nicht den Kopf über das Gericht des Herrn! Liebe nur die Verfügungen seiner Weisheit! Was immer er dir gibt, das nimm mit Freuden an! Beweise in den Widerwärtigkeiten, daß du der früheren Freude würdig warst! — So sprach Job und wehrte nicht bloß diesen Angriff des Teufels ab, sondern brachte ihm auch eine vollständige, schmähliche Niederlage bei. Was war nun die Folge davon? Die Krankheit verließ ihn wieder, als hätte sie umsonst sich genaht und nichts weiter bewirkt. Sein Fleisch erblühte zu zweiter Jugend. Sein Leben erfreuten wieder alle Güter, und doppelt strömte der Reichtum von allen Seiten in sein Haus, einerseits um das Verlorene zu ersetzen, anderseits als Belohnung des Gerechten für seine Geduld. Warum aber erhielt er Pferde, Maultiere, Kamele, Schafe, Ländereien und alle Freuden des Besitzes zweifach wieder, indes ihm nur eine Kinderschar entsproßte, die der Zahl nach der der verstorbenen gleich? Weil das unvernünftige Vieh und der vergängliche Reichtum dem völligen Untergang verfallen waren, die Kinder aber auch nach dem Tode mit dem besten Teil der Natur fortlebten. Vom Schöpfer nun mit anderen Söhnen und Töchtern bedacht, hatte er auch dieses Besitztum doppelt. Die einen waren da, um den Eltern in diesem Leben Freude zu machen; die andern aber waren vorausgegangen, um den Vater zu erwarten. Sie alle werden dann den Job umgeben, wann der Richter des menschlichen Lebens die ganze Weltkirche versammeln, wann die Posaune die Ankunft des Königs verkünden und, gewaltig in die Gräber tönend, die Saat der Leiber zurückfordern wird. Dann werden auch die, die jetzt anscheinend tot sind, schneller als die Lebenden vor den Schöpfer des Weltalls hintreten. — Das, glaube ich, ist der Grund, weshalb der Herr dem Job den übrigen Reichtum doppelt zumaß, ihn aber gerechterweise mit der gleichen Kinderzahl entschädigte.
S. 360 Siehst du, wieviele Güter der gerechte Job mit seiner Geduld sich gesammelt hat? Wenn also auch du durch das gestrige Feuer, das die Arglist der bösen Geister angezündet hat, Schaden gelitten hast, trage diesen mit Geduld und beschwichtige deine Trauer ob des Verlustes durch bessere Gedanken; „wirf“, wie geschrieben steht, „deine Sorge auf den Herrn; und er wird dich erhalten1.“ Ihm gebührt die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Ps. 54, 23 [Hebr. Ps. 55, 23]. ↩
