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1. Man soll sich also keine Mühe um den Chierwein machen, wenn er fehlt, oder um den Ariusier, 1 wenn er nicht da ist. Denn Durst ist das Empfinden eines Mangels und sucht zu dessen Befriedigung das geeignete Hilfsmittel, nicht einen hoffärtigen Trank. Von einer durch Zuchtlosigkeit verdorbenen Begierde stammt die Übersee-Einfuhr von Weinen, da die Seele schon vor dem Rausch in ihren Begierden von Sinnen war.
2. Denn da gibt es den wohlriechenden Thasier und den feinduftenden Lesbier und einen süßen Kreter und einen wohlschmeckenden Syrakusier und einen Mendesier 2 aus Ägypten und den Inselwein aus Naxos und einen anderen mit feiner Blume aus dem Land der Italer; das sind viele Namen, aber für einen verständigen S. a40 Gast ist alles nur ein einziger Wein, eines einzigen Gottes Frucht. Denn warum genügt der einheimische Wein nicht, die Begierde zu befriedigen?
3. Es müßte denn sein, daß sie auch das Wasser einführen wollten wie die unvernünftigen Könige das Wasser des Choaspis (Choaspis ist ein Fluß dieses Namens in Indien, dessen Wasser vorzüglich zum Trinken ist), die wie die Freunde so auch das Wasser mit sich führten. 3
4. Es beklagt die Reichen wegen ihres Schwelgens auch in dieser Hinsicht der Heilige Geist, wenn er durch Amos ausruft: „Die den durchgeseihten Wein trinken und auf elfenbeinernem Lager“, so heißt es, „liegen“, 4 und was er im folgenden als Tadel hinzufügte.
In der rauhen und hafenlosen Gegend Ariusia auf der Insel Chios wuchs ein Wein, der als der beste unter allen griechischen Weinen galt; vgl. Strabon XIV p. 645; Athen. I p.32 F; Plut. Moral, p. 1099 AB; Verg. Ecl. V 71 u. ö. ↩
Mendes war eine Stadt im Nildelta. Eine ähnliche Aufzählung berühmter Weine bei Ael. Var. bist. XII 31. ↩
Vgl. Herodot I 1888; Ael. Var. hist. XII 40; Athen. II p. 45 AB; Plut. Moral, p. 601 D. ↩
Amos 6, 6. 4. ↩
