34.
1. Der Stern, der bei den Gelehrten der Kopflose (ἀκεφαλος) heißt und vor dem Irrstern aufgeführt wird, 1 weist, wie mir scheint, mit seinem auf die Brust herabgesunkenen Kopf auf die Schlemmer und Genußsüchtigen und dem Trunke Ergebenen hin. Denn auch bei diesen sitzt das Denken nicht mehr im Kopf, sondern in den Eingeweiden, da es ein Sklave der Leidenschaften, der Begierde und des Zornes geworden ist.
2. Wie daher Elpenor im Rausch hinunterstürzte und das Genick brach, 2 so bekommt bei diesen das Gehirn infolge des Rausches einen Schwindel und stürzt von oben zur Leber und zum Herzen hinab, das heißt zur Genußsucht und zum Zorn, ein Sturz, der größer ist als der des Hephaistos war, als er, wie die Dichtersöhne erzählen, von S. a44 Zeus aus dem Himmel auf die Erde herabgeschleudert wurde. 3
3. „Quälende Schlaflosigkeit und Erbrechen“ (oder: Durchfall), so heißt es, „und Leibschneiden hat ein Mann, der im Essen unersättlich ist“. 4 Deswegen ist ja auch in der Schrift von der Trunkenheit Noahs erzählt, 5 damit wir uns so viel wie immer möglich vor dem Rausche hüten, nachdem wir das (abschreckende) Beispiel der Verfehlung deutlich beschrieben vor uns haben, wobei die, welche die Schande der Trunkenheit verhüllten, bei dem Herrn gepriesen werden. 6
4. Die Schrift hat nun alles aufs kürzeste zusammengefaßt und mit einem einzigen Satze gesagt: „Das Hinreichende ist für einen wohlerzogenen Menschen das Maß des Weins, und er wird auf seinem Bett gut schlafen“. 7
Vgl. Fr. Boll, Sphaera S.221. Das Wort πλανωμένον (Irrstern ist verderbt. ↩
Vgl. Hom. Od. 10, 560. ↩
Vgl. Hom. Il. 1, 590—593. ↩
Sir. 34 (31), 20. ↩
Vgl. Gen. 9, 21. ↩
Vgl. ebd. 9. 26 f. ↩
Vgl. Sir. 34 (31), 19. „Das Maß des Weins“, im Griechischen οἶνος, das zuerst Zusatz zu dem ursprünglichen τὸ ὀλίγον war (in der lateinischen Übersetzung steht vinum exiguum), dann dies verdrängte. ↩
