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1. Wir müssen aber am meisten auf guten Anstand achten (auch von Athene, wer immer sie gewesen sein mag, erzählt die Sage, daß sie auf sich selbst geachtet und die Flöte, die sie ergötzte, weggeworfen habe, weil sie das Gesicht entstellte 1 ), daß wir beim Trinken das Gesicht nicht verziehen, nicht einen zu großen Schluck auf einmal nehmen und die Augen vor dem Trinken den Anstand nicht vergessen lassen, indem wir aus Gier ohne abzusetzen in einem Zug trinken, ferner, daß wir nichts über den Bart herablaufen lassen oder auf die Kleidung verschütten, wenn man das Getränke in großer Menge hineingießt und sein Gesicht beinahe in den Trinkschalen abwäscht und abspült.
2. Denn häßlich ist auch das Geräusch, wenn das Getränke reißend hinabgestürzt und viel Luft mithineingerissen wird, 2 wobei die Gurgel infolge des reißenden Hinunterschlingens einen Ton von sich gibt, wie wenn etwas in ein irdenes Gefäß hineingeschüttet wird; und unschön ist der Anblick solcher Unmäßigkeit; überdies ist aber die Trunkliebe auch eine gefährliche S. a41 Gewohnheit für den, der sich ihr hingibt.
3. Eile nicht zum Schaden, mein Freund! Niemand will dir das Getränke wegnehmen; dir ist es gegeben, und es wartet auf dich. Sei doch nicht eifrig darauf aus, zu bersten, indem du mit weit offenem Munde hineinschlürfst! Dein Durst wird gestillt, auch wenn du langsamer trinkst; und er wahrt dabei den Anstand, indem der Trunk anständig auf mehr Zeit verteilt wird; denn durch die Zeit wird das nicht geraubt, was die Unmäßigkeit vorwegnehmen will. „Beim Weine aber“, so heißt es, „suche nicht ein Held zu sein; denn viele hat der Wein zugrundegerichtet.“ 3
