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1. Aber die Putzsucht, die sich nicht im geringsten um die Tugend kümmert, sondern nur an den Körper denkt, ist ganz verwerflich, da der Schönheitssinn völlig auf den Irrweg der Eitelkeit geraten ist. Denn da sie dem Körper fremde Dinge als Schmuck anlegt, als gehörten sie zu ihm, erzeugt sie das Bestreben zu täuschen und die Gewohnheit zu betrügen und läßt nicht das Reine und Ungekünstelte und das wahrhaft Kindlicheinfältige sehen, sondern zeigt ein S. a128 hoffärtiges und weichliches und üppiges Wesen.
2. Jene Frauen verdunkeln aber die wahre Schönheit, indem sie sie unter Gold verbergen, und wissen nicht, welche Torheit sie dadurch begehen, daß sie sich selbst unzählige goldene Fesseln anlegen, wie auch „im Barbarenland Der Übeltäter Fesseln, sagt man, golden sind“,1
3. Diese reichen Gefesselten scheinen mir jene Frauen als Vorbild erwählt zu haben. Sind denn nicht eine Art Halseisen die goldene Halskette und die Halsbänder? Und die sogenannten καθεθῆρες (Halsketten), die die Form von Ketten (ἁλύσεις) haben, werden bei den Attikern auch wirklich mit eben diesem Namen Ketten (ἁλύσεις) bezeichnet.
4. Knöchelfesseln aber hat Philemon im Synephebos den geschmacklosen Fußschmuck der Frauen genannt: „Durchsichtige Gewänder und am Fuß von Gold Die Fessel.“2
