10.
Du nun habe, wenn du dieses hörst, acht auf dich, ob du dieses in der Tat und Wahrheit in deiner Seele besitzest. Denn es sind dies nicht leere gesprochene Worte, es ist dies vielmehr eine Tatsache der Wirklichkeit, die sich in der Seele vollzieht1. Und wenn du es nicht besitzest, sondern bettelarm an solch geistigen Gütern bist, dann sollst du unablässige Trauer, Leid und Schmerz haben. Du bist ja wie ein noch Toter fern vom Reiche und wie ein Verwundeter; darum rufe immerdar zum Herrn und flehe vertrauensvoll zu ihm, daß auch du dieses wahren Lebens gewürdigt werdest. Denn als Gott diesen Leib schuf, verlieh er ihm nicht die Kraft, aus seiner eigenen Natur, aus sich selbst das Leben, die Speise, den Trank, die Kleider und die Schuhe zu haben, vielmehr sollte er den ganzen Lebensbedarf von außen beziehen, da er den Leib an sich nackt schuf und es für den Leib unmöglich ist, ohne seine Außenwelt, d. i. ohne Speise, Trank und Kleidung zu leben. Stellt er sich aber nur auf seine eigene Natur und nimmt er nichts von außen auf, so stirbt er und verdirbt er. Ebenso erhält auch die Seele, die das göttliche Licht S. 10 nicht besitzt, aber nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, — denn so hat er sie eingerichtet und beschlossen, daß sie das ewige Leben habe — nicht aus ihrer eigenen Natur, sondern aus seiner eigenen Gottheit, aus seinem eigenen Geiste, aus seinem eigenen Lichte, geistige Speise und Trank und himmlische Gewandung; darin besteht das wahre Leben der Seele.
Joh. 6, 64. ↩
