11.
Wie also der Leib, wie gesagt, das Leben nicht von sich selbst, sondern von außen, d. i. von der Erde hat, und wie er ohne das, was außer ihm ist, unmöglich leben kann, so kann auch die Seele, wenn sie nicht jetzt schon für jenes Land der Lebendigen geboren wird und von dort durch Fortschritt im Herrn geistige Nahrung empfängt und mit geheimnisvollen, himmlisch schönen Gewändern von der Gottheit bekleidet wird, ohne jene Nahrung unmöglich von sich aus in Genuß und Erquickung leben. Denn es hat die göttliche Natur auch ein Brot des Lebens, den, der gesprochen hat: „Ich bin das Brot des Lebens“1, und „lebendiges Wasser“2 und „Wein, der des Menschen Herz erfreut“3 und „Freudenöl“4 und mannigfache himmlische Geistesnahrung und himmlische Lichtgewänder von Gott. Darin besteht das ewige Leben der Seele. Wehe dem Leibe, der sich auf seine eigene Natur stellt; er verdirbt und stirbt. Und wehe der Seele, die sich nur auf ihre Natur stellt und nur auf ihre Werke vertraut, ohne des göttlichen Geistes Gemeinschaft zu besitzen; sie stirbt, ohne des ewigen Lebens der Gottheit gewürdigt zu werden. Denn wie die Kranken sich selbst aufgeben, wenn der Körper gar nicht mehr fähig ist, Nahrung aufzunehmen, und alle echten Freunde, Verwandte und Bekannte weinen, so weinen Gott und die heiligen Engel über die Seelen, die sich nicht mit der himmlischen Geistesspeise nähren und in Lauterkeit leben. Dies aber sind, ich sage es noch einmal, nicht leere gesprochene Worte, es ist vielmehr eine Tatsache geistigen Lebens, eine Tatsache der Wirklichkeit S. 11 , die sich in der würdigen und gläubigen Seele vollzieht5.
