12.
[Forts. v S. 11 ] Bist du also „ein Thron Gottes“ geworden, ist über dich der himmlische Lenker gekommen, ist deine Seele ganz geistiges Auge und ganz Licht geworden, wurdest du mit jener Geistesspeise genährt und vom lebendigen Wasser getränkt, hast du die Gewänder des unaussprechlichen Lichtes angezogen, ist all das deinem inneren Menschen zur Erfahrung und Gewißheit geworden, sieh dann lebst du auch das wahrhaft ewige Leben. Denn von diesem Augenblicke an ruht deine Seele beim Herrn. Sieh, du hast dieses in Wahrheit vom Herrn erlangt und empfangen, damit du wahres Leben lebest. Bist du dir aber nichts von dem bewußt, dann weine und trauere und klage, daß du bis jetzt den ewigen, geistigen Reichtum noch nicht erlangt und das wahre Leben noch nicht empfangen hast. Hab’ also Sorge ob deiner Armut und flehe zum Herrn Tag und Nacht, weil du in die schreckliche Armut der Sünde geraten bist. O daß man sich doch ob seiner Armut Sorge machte! Daß wir doch nicht wie Gesättigte in Sorglosigkeit dahinlebten! Denn wer Sorge hat und sucht und den Herrn bittet ohne Unterlaß, wird schnell die Erlösung und den himmlischen Reichtum erlangen, wie der Herr in seiner Rede von dem ungerechten Richter und der Witwe sagte: „Um wieviel mehr wird Gott denen Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen? Wahrlich, sage ich: Er wird ihnen schnell Recht schaffen“1. „Ihm sei die Ehre und die Macht in Ewigkeit. Amen“2. 2. Homilie.
