2.
Ebenso soll er sich, soviel in seinen Kräften steht, gewöhnen, barmherzig, liebevoll, mitleidig und gütig zu S. 181 sein, wie der Herr sagt: „Seid gütig und liebevoll, wie auch euer himmlischer Vater barmherzig ist“1. Und wiederum spricht er: „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote“2. Und wiederum: „Bemühet euch mit Gewalt, durch die enge Pforte einzugehen“3. In allem soll er die Demut und das Leben, die Sanftmut und den Wandel des Herrn als Vorbild in voller, lebendiger Erinnerung haben, „im Gebete verharren“, immerfort vertrauensvoll bitten, es möge der Herr kommen und Wohnung bei ihm nehmen, ihn ordnen und stärken durch alle seine Gebote, ja der Herr selbst möge die Wohnstätte der Seele werden. Und so wird er das, was er jetzt gezwungenen, widerstrebenden Herzens tut, einmal freiwillig tun, indem er sich fort und fort an das Gute gewöhnt, stets des Herrn gedenkt und allezeit in heißer Liebe seiner harrt. Sieht dann der Herr einen solchen Willen und seinen vorzüglichen Eifer, [sieht er,] wie er sich stets zur Erinnerung an den Herrn und zum Guten nötigt und das Herz, selbst wider seinen Willen, zur Demut, Sanftmut und Liebe führt, es mit Gewalt dazu führt, so gut er es vermag, so übt er Erbarmen mit ihm, befreit ihn von seinen Feinden und der Sünde, die in ihm wohnt, und erfüllt ihn mit dem Heiligen Geiste. So erfüllt er dann in Wahrheit ohne Gewalt und Anstrengung alle Gebote des Herrn, ja vielmehr der Herr erfüllt seine eigenen Gebote in ihm und dann bringt er die Früchte des Geistes rein hervor.
