5.
Ein jeder muß sich zum Gebete zwingen und nötigen, selbst wenn das Herz nicht will; ebenso auch zum Vertrauen, desgleichen zur Demut, so zur Liebe, so zur Sanftmut, Lauterkeit und Einfalt, ebenso „zu aller Geduld und Langmut mit Freuden“1, wie geschrieben S. 183 steht. Ebenso muß er Gewalt anwenden, um sich selbst gering zu schätzen und sich für den ärmsten und letzten zu halten. Desgleichen, um sich nicht mit Unnützem abzugeben, sondern sich stets mit „den göttlichen Dingen“2 zu beschäftigen und mit Mut und Herz davon zu reden, ferner, um nicht zu zürnen und zu schreien gemäß dem Schriftwort: „Alle Bitterkeit, Groll, Zorn, Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit“3. Ebenso [muß er sich] zu allen „Manieren des Herrn“ (= wie der Herr sie hat)4, zu jeder Tugendübung, zu einem guten, musterhaften Leben, zu einem in jeder Hinsicht guten Wandel, zu aller Demut und Sanftmut [zwingen], [sich Gewalt antun,] um sich nicht zu überheben, hochmütig, aufgeblasen zu sein und zum Nachteil jemands zu reden.
