3.
Es muß der Mensch vorerst dem Herrn sich nahen, er soll sich zum Guten zwingen, mag auch das Herz sich widersetzen, beständig in zuversichtlichem Glauben sein Erbarmen erwarten. Er muß sich zur Liebe zwingen, so er keine Liebe hat. Er muß sich zur Sanftmut zwingen, so ihm die Sanftmut fehlt. Er muß sich zu herzlichem Erbarmen und Mitleid zwingen. Er muß sich Gewalt antun, um Verachtung zu ertragen, in der Verachtung Geduld zu bewahren, bei Geringschätzung S. 182 oder Entehrung nicht unwillig zu werden gemäß dem Schriftwort: „Schaffet euch nicht selbst Recht, Geliebte!“1. Er muß sich zum Gebete zwingen, so ihm das geistige Gebet mangelt. Und sieht Gott, wie er also kämpft und sich trotz seines widerstrebenden Herzens mit Gewalt nötigt, so verleiht er das wahre Gebet des Geistes, spendet wahre Liebe, wahre Sanftmut, herzliches Erbarmen, wahre Güte, kurz, er erfüllt ihn mit den Früchten des Geistes.
Röm. 12, 19. ↩
