6.
S. 270 Zwei Faktoren, miteinander verbunden, bringen etwas Vollkommenes zustande. So auch die zwei Testamente. Nach Gottes Bild und Gleichnis ist der Mensch geschaffen. Er hat zwei Augen, zwei Augenbrauen, zwei Hände, zwei Füße. Hat er zufällig nur ein Auge, oder nur eine Hand oder nur einen Fuß, so ist er gleichsam tadelnswert. Hat ein Vogel nur einen Flügel, so kann er mit diesem einen unmöglich fliegen. So befindet sich auch die menschliche Natur, falls sie nackt in sich selbst verbleibt und nicht die Vermischung1 und die Vereinigung mit der himmlischen Natur eingeht, durchaus nicht im rechten Stande, sondern sie bleibt eine entblößte und tadelnswerte Natur, voll des Schmutzes. Es wird ja gerade die Seele Tempel und Wohnung Gottes und Königsbraut genannt. Denn [Gott] spricht: „Ich werde in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln“2. So hat es Gott gefallen, vom heiligen Himmel herniederzusteigen, deine vernunftbegabte Natur, das irdische Fleisch, anzunehmen und mit seinem göttlichen Geiste zu vermischen3, damit auch du, der Erdenmensch, die himmlische Seele empfängst4. Wenn sich dann deine Seele mit dem Geiste vereinigt und eine himmlische Seele in deine Seele eingeht, dann bist du ein vollkommener Mensch in Gott5, Erbe und Kind.
