3.
Diese Mönche, mein Reichtum und meine reine Lust, haben mich, solange sie bei uns waren, erfreut, solange sie aber ferne waren, verstimmt. Ihr Handeln hat mich geärgert und aufgeregt. Deshalb ging ich „traurig und finster1“ einher. Deshalb verzichtete ich wie auf andere Freuden so auch auf das Reden. Denn die Geliebten schlugen aus2 und „wandten mir statt des Angesichtes den Rücken zu3“ und wurden ― um mich eines S. 194 stärkeren Ausdruckes zu bedienen ― eine Herde, die freier war als ihr Hirte. Der wahre Weinstock, der von tüchtigem Winzer aufs beste gereinigt worden war und sein herrliches Erträgnis an die göttlichen Keltern abgeliefert hatte, verwandelte sich mir in Bitterkeit. „Meine Freunde und Verwandten kamen und traten wider mich auf und die, welche mir zunächst gewesen waren, blieben ferne von mir stehen4“. Wir, die wir so sehr Gott und Christus liebten, haben Christus geteilt. Um der Wahrheit willen haben wir einander belogen, um der Liebe willen haben wir Haß gesonnen, wegen des Ecksteines haben wir uns entzweit, und wegen des Felsens ließen wir uns erschüttern. Mehr, als recht war, haben wir um des Friedens willen Krieg geführt, um dessen willen, der am Kreuze erhöht wurde, sind wir gefallen, und wegen dessen, der begraben wurde und auferstand, haben wir uns getötet.
