11.
In Gnaden haben wir die Häupter aufgenommen, welche bereit waren, sich köpfen zu lassen, und den Schein erweckt hatten, als wären sie aus religiösen Gründen und, um der bedrohten Orthodoxie zu helfen, abgeschlagen worden. Nicht wie Feinde haben wir sie abgewiesen, sondern wir haben sie wie Brüder, die sich wegen eines väterlichen Erbes brüderlich, nicht böswillig etwas aufgeregt hatten, umarmt. Nicht haben wir sie wegen ihrer feindlichen Absonderung belobt, doch wegen ihres Eifers haben wir uns ihrer angenommen. Eine Zwistigkeit aus religiösen Gründen ist noch besser als sündhafter Friede. Trotz ihrer Separation kamen wir ihnen daher entgegen, überwanden ihre Abneigung gegen uns durch Liebe und ließen wider die Ordnung statt auf die Wahl die Weihe, auf die Weihe die Wahl folgen, fremden Händen das Recht der Weihe lassend; der S. 201 Geist war uns gewissermaßen etwas zuvorgekommen1. Ohne an den Buchstaben (des Gesetzes) zu denken, seid ihr zum Geiste geeilt. Euch an den Schein der Worte haltend, gabt ihr uns zwar nicht das Lob der Tadellosigkeit, vermutetet aber auch nicht Gottlosigkeit. Ihr wußtet ja, daß wir an der Trinität unerschütterlich festhalten und nichts von ihrem Wesen aufgeben, und daß etwas von der Trinität wegnehmen oder entfernen uns so viel ist als sie vollständig leugnen und mit entblößtem Haupte gegen die Gotteslehre überhaupt losziehen. Auch während der Trennung traten wir gelegentlich da und dort für sie ein, was der deutlichste Beweis dafür ist, daß die Wahrheit auch nicht durch die Zeitverhältnisse beeinträchtigt wurde und daß der Kampf unsere Liebe keineswegs ersticken konnte. Trotz des Aufstandes blieb uns die Hauptsache, die Einheit des Glaubens und Denkens. Denn in Fragen der Wahrheit zogen wir nicht uneins an verschiedenen Stricken; die gleiche Gestaltungskraft des Glaubens und unserer alten Hoffnung formte uns.
Der Vater des hl. Gregor hatte die während des Schismas geweihten Priester nachträglich bestätigt. ↩
