8.
[Forts. v. S. 198 ] Nachdem ihr mich, wenn auch nicht wider meinen Willen, durch eure Liebe bezwungen habt und ich und das Wort bei euch sind, will ich eurem Wunsche gemäß sprechen, obwohl es mir Mühe kostet. Ich will Worte des Dankes und der Belehrung sprechen. Dies sind meine Dankesworte: „Wer wird von der Herrlichkeit des Herrn erzählen1?“ Wer wird allen Ohren das allseitig begründete Lob verkünden? Denn „aus zweien ist eins geworden und die trennende Zwischenwand ist niedergerissen2.“ Denn du hast es gefügt, daß wir nicht mehr zum Gespötte der Heiden dienen, daß nicht mehr die Völker über uns das Haupt schütteln3. Solange hast du uns gezüchtigt, bis wir in unserer Uneinigkeit die Wohltat des Friedens erkannten; nachdem du uns hattest den Schmerz fühlen lassen, hast du uns wiederhergestellt. Wunderbare Wege der Heilung! Du sorgtest dafür, daß wir möglichst bald den Haß haßten, und führtest uns so zum Frieden. Durch Gegensätze wirktest du. Du trenntest uns, damit wir um so sehnsüchtiger einander aufsuchten. Wenn Pflanzen gewaltsam von Menschenhänden abgebogen werden und dann wieder sich selbst überlassen bleiben, nehmen sie rasch wieder ihre alte Form ein; können sie, zuerst gewaltsam abgebogen, sich dann wieder frei aufrichten, so geben sie ihre Eigentümlichkeit zu erkennen. Nicht mehr verachtet die Hand das Auge, nicht mehr das Auge die Hand. Nicht mehr erhebt sich der Kopf wider die Füße, noch verkennen die Füße den Kopf. Nicht bringen oder vielmehr nehmen Schaden die Glieder durch Auflehnung und Widersetzlichkeit, welche den ganzen Körper vernichten und zerstören. In gleicher Weise sorgen die Glieder füreinander durch die vom Naturgesetz geforderte Unterordnung, welche alle Glieder gegenseitig zusammenfügt und erhält. Wir sind „ein Körper und ein Geist, da wir gerufen sind durch die eine Hoffnung der Berufung4“.
