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S. 208 Man möge nicht glauben, daß ich jeden Frieden empfehle! Ich weiß, es gibt eine Auflehnung, die sehr gut ist, und eine Versöhnung, die sehr schädlich ist. Ich empfehle einen Frieden, der gut ist, um des Guten willen geschlossen wird und mit Gott verbindet. Soll ich mich kurz aussprechen, meine Meinung ist: Man soll weder übermäßig kalt, noch übermäßig warm sein, man soll also weder allen kriechend nachgeben, noch sich von allen erbittert abwenden. Kälte ist untätig, Kriecherei sozial wertlos. Wo Bosheit offenkundig ist, ist es besser, mit Feuer und Schwert, mit Geschick und Macht und auf alle mögliche Weise vorzugehen, als am Sauerteig der Bosheit teilzunehmen und mit den Bösewichtern gemeinsame Sache zu machen; gar nichts ist so sehr zu fürchten, als daß man etwas noch mehr als Gott fürchte und daß man also, während man der Wahrheit dient, Glaube und Wahrheit verrät. Wo aber in einem kritischen Falle Verdacht und Furcht sich nicht begründen lassen, da ist Langmut besser als Voreiligkeit und gütiges Herablassen besser als Trotz, da ist es auch viel vorteilhafter und nützlicher, im gemeinsamen Körper zu verbleiben und sich als Glieder gegenseitig aufzurichten, als durch Abfall sich voreingenommen zu zeigen, durch Trennung das Vertrauen zu lösen und dann statt brüderlich nach Tyrannenart das Gute zu kommandieren.
