§ III Demophilos wird in seine Grenzen verwiesen und zur Selbstbeherrschung ermahnt
Aber Demophilos steht es nicht zu, dies zu rügen. Denn wenn die Hl. Schrift befiehlt, das Gerechte auf gerechte Weise zu verfolgen (das Gerechte auf gerechte Weise verfolgen heißt aber, jedem das ihm Gebührende zuerteilen wollen), so müssen es alle auf gerechte Weise verfolgen, nicht anders, als es ihrer Würde und Ordnung entspricht. Denn es ist auch gerecht, wenn den Engeln das ihrer Würde Entsprechende zuerteilt und bestimmt wird, aber nicht von uns, o Demophilos, sondern uns durch sie von Gott und ihnen von den höheren Engeln. Und um es einfach zu sagen, in allen Dingen wird den Zweiten durch die Ersten von der alles wohlordnenden und höchst gerechten Vorsehung das ihrer Würde Entsprechende zuerteilt. Denen es nun von Gott auferlegt ist, über andere zu gebieten, die teilen denen, die nach ihnen kommen und ihnen unterworfen sind, das ihnen Gebührende zu. Demophilos soll also seine Rede, seinen Zorn und seine Begierde gebührend mäßigen, soll die für ihn festgesetzte Ordnung nicht verletzen, sondern die übergeordnete Vernunft soll das ihr Untergeordnete beherrschen. Denn wenn wir auf dem Markt sehen, daß ein Diener seinen Herrn, ein junger Mensch einen älteren oder ein Sohn seinen Vater schmäht, ihn zugleich auch angreift und ihm Schläge versetzt, so werden wir offenbar Unrecht tun, wenn wir nicht hinzueilen und uns bemühen, denen zu helfen, denen der Vorrang zukommt, mögen sie auch vielleicht zuerst Unrecht getan haben; wie sollten wir uns nicht schämen, wenn wir sehen, daß die Vernunft von Zorn und Begierde verletzt wird und aus der ihr von Gott gegebenen Herrschaft vertrieben, und wenn wir in uns selbst gottlose und gesetzwidrige Unordnung, Aufruhr und Verwirrung erwecken? Mit Recht verbietet unser seliger, gottgegebener Gesetzgeber, der Kirche Gottes jemanden zum Vorsteher zu geben, der nicht vorher seinem eigenen Hause gut vorgestanden hat; denn wer sich selbst beherrschen kann, wird auch einen andern im Zaum halten; und wer einen andern, auch ein Haus; wer ein Haus, auch eine Stadt; wer eine Stadt, auch ein Volk; kurz gesagt, nach den Worten der Schrift: Wer in Wenigem getreu ist, wird auch in Vielem getreu sein, und wer in Wenigem ungetreu ist, wird auch in Vielem ungetreu sein.
