I. KAPITEL. Vom Zustand [Christi] nach der Auferstehung.
S. 187 Nach der Auferstehung legte er alle Leiden: Vergänglichkeit, Hunger und Durst, Schlaf und Ermüdung und dergleichen ab. Zwar kostete er auch nach der Auferstehung Speise 1, aber nicht kraft eines Naturgesetzes — er hatte ja keinen Hunger —, sondern gemäß der Heilsveranstaltung: Er sollte beglaubigen, daß seine Auferstehung Wirklichkeit sei, daß es dasselbe Fleisch sei, das litt und auferstand. Keinen von den Bestandteilen der Natur, nicht den Leib, nicht die Seele, hat er abgelegt, nein, er besitzt sowohl den Leib als die vernünftige und denkende, wollende und wirkende Seele. Und so sitzet er zur Rechten des Vaters 2 und will und wirkt auf göttliche und menschliche Weise unser Heil: auf göttliche, sofern er für alles sorgt, es erhält und regiert; auf menschliche, sofern er sich seines Erdenlebens erinnert und sieht und weiß, daß er von der ganzen vernünftigen Schöpfung angebetet wird. Es weiß ja seine heilige Seele, daß sie hypostatisch mit dem Gott-Logos geeint ist und mitangebetet wird als Seele Gottes und nicht als Seele schlechthin. Auch die Auffahrt von der Erde zum Himmel und die Wiederherabkunft sind Wirksamkeiten eines umschriebenen Leibes. Denn es heißt: „So wird er wieder zu euch kommen, wie ihr ihn zum Himmel hinauffahren sahet 3.“
