XVIII. Kapitel: Von dem Mönch Benediktus1
Gregorius. Mit mir war ein Bruder im Kloster, der auf das eifrigste die Heilige Schrift studierte, er war etwas älter als ich und erbaute mich in vielen Dingen, die ich noch nicht kannte. Dieser hat mir erzählt, daß in Kampanien, nicht ganz vierzig Meilen von Rom, ein Mann namens Benediktus lebte; er war den Jahren nach zwar jung, den Tugenden nach aber ein gereifter Mann und zwang sich starkmütig in die Regel heiligen Klosterlebens. Zur Zeit des Königs Totila stießen die Goten auf ihn und wollten ihn mitsamt seiner Zelle verbrennen. Sie legten Feuer an und alles brannte rings umher, nur seine Zelle konnte nicht brennen. Als die Goten das sahen und darob noch mehr in Wut gerieten, zogen sie ihn aus seiner Zelle heraus, und da sie in der Nähe einen brennenden Backofen erblickten, der eben zum Brotbacken hergerichtet wurde, warfen sie ihn hinein und schlossen den Ofen zu. Am andern Tage aber wurde er so unversehrt aufgefunden, daß nicht nur sein Fleisch, sondern sogar der Saum seines Gewandes vom Feuer völlig unberührt war.
Petrus. Das ist das alte Wunder von den drei Jünglingen, die ins Feuer geworfen und doch nicht verletzt wurden.
Gregorius. Jenes Wunder ist, meine ich, doch teilweise etwas anders gewesen. Damals nämlich wurden die drei Jünglinge mit gebundenen Händen und Füßen ins Feuer geworfen, und als am andern Tag der König nachsah, fand er sie, wie sie mit unversehrten Kleidern im Feuerofen umherwandelten. Daraus geht hervor, daß das Feuer, in das man sie geworfen hatte, die Kleider zwar nicht berührte, ihre Bande aber verzehrte, so daß die Flammen zu gleicher Zeit den Gerechten helfen, sie aber nicht quälen konnten. S. 146
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Fest am 23. März ↩