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Wenn sie so sprechen und zu Gott seufzen, wird er den Seinigen sicherlich beistehen, wie es seine Gewohnheit ist; dann wird er entweder nicht gestatten daß das böse Gelüste der Feinde an ihrem keuschen Leibe S. 462 sich vergreife, oder er wird es ihnen nicht als Schuld anrechnen, wenn er es gestatten sollte. Denn wenn die Seele durch keine schmähliche Einwilligung befleckt wird, so bewahrt sie auch das Fleisch vor jeder Schuld. Und was immer hierbei unfreiwillig erlitten, aber weder begangen noch zugelassen wurde, fällt dem allein zur Schuld, der es verübt. Auch ist der ganze Gewaltakt weniger als eine schändliche Verführung, denn vielmehr als eine im Leiden empfangene Wunde zu erachten. Denn so große Kraft besitzt die ungeschwächte Keuschheit der Seele, daß, so lange sie unverletzt ist, auch am Leibe die Reinheit nicht verloren gehen kann, mag immerhin dessen Gliedern Gewalt angetan werden.
Möge dieser Brief deiner Liebe genügen. Ist er auch kürzer, als du gewünscht hast, so ist er doch lang genug in Anbetracht meiner Geschäfte; übrigens mußte er noch wegen der Eile des Überbringers beschleunigt werden. Viel kräftiger wird der Herr euch trösten, wenn ihr seine Schrift mit Aufmerksamkeit leset.
